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Florian Havemann will nur das Ticket der PDS

■ Die PDS soll den Sohn des Regimekritikers Robert Havemann als Verfassungsrichter in Brandenburg nominieren. Der möchte auf keinen Fall mit der Partei identifiziert werden

Berlin (AP) – Florian Havemann, der Sohn des 1982 gestorbenen DDR-Regimekritikers Robert Havemann, hat ungeachtet seiner geplanten Kandidatur für die PDS als Verfassungsrichter in Brandenburg seine parteipolitische Unabhängigkeit betont.

Im Fall einer Nominierung würde er „nicht als PDS-Mann antreten, sondern als loyaler Staatsbürger“, sagte Havemann am Montag in Berlin. „Dafür muß ich micht nicht mit den Zielen einer Partei identifizieren.“ Große Chancen rechne er sich ohnehin nicht aus.

Die brandenburgische PDS will in den kommenden Tagen darüber entscheiden, ob sie Havemann tatsächlich als Verfassungsrichter nominieren will. Die Fraktion werde heute, spätestens aber in der kommenden Woche darüber abstimmen, sagte der PDS-Bundesvorsitzende und Potsdamer Fraktionschef Lothar Bisky.

Nach Angaben von Havemann waren die Kontakte von Bisky ausgegangen. Dem PDS-Chef habe es offenbar imponiert, wie er sich vor einiger Zeit öffentlich gegen Bisky zur Wehr gesetzt habe, sagte Havemann. Der PDS-Vorsitzende habe damals unerlaubt eine Stellungnahme der Havemann-Geschwister veröffentlicht, in dem diese Gregor Gysi als Anwalt ihres Vaters ein gutes Zeugnis ausstellten. Dabei habe Bisky den Eindruck erweckt, auch die Havemann-Kinder seien davon überzeugt, daß Gysi kein Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi gewesen sei. „Das kann ich aber gar nicht beurteilen“, sagte Havemann, der selbst 1968 in der DDR wegen „staatsfeindlicher Hetze“ im Gefängnis gesessen hatte und 1971 nach West-Berlin geflohen war.

Der PDS steht laut Gesetz das Vorschlagsrecht für zwei der neun Verfassungsrichter zu. Sie war zuletzt im Dezember bei der Wahl der Verfassungsrichter mit ihrer Kandidatin Daniela Dahn gescheitert, nachdem Abgeordnete der SPD-Mehrheitsfraktion Zweifel an Dahns Verhältnis zum Rechtsstaat angemeldet hatten.

Die SED-Nachfolgepartei hatte nach den Verstimmungen angekündigt, bis zur Landtagswahl im kommenden September keine Kandidaten mehr zu nominieren.

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