piwik no script img

HypoVereinsbank-Chef fordert: Schwamm drüber!

■ Der Streit um die Milliardenaffäre durch gescheiterte Immobiliengeschäfte der Hypo-Bank soll endlich begraben werden. Auf der Hauptversammlung herrschte aber Bitterkeit

München (AP/rtr/dpa) – Auf der ersten Hauptversammlung der fusionierten HypoVereinsbank mahnte Vorstandschef Albrecht Schmidt vor 5.000 Aktionären zu Ruhe und Frieden. Die Diskussion um die Milliardenaffäre der früheren Hypo-Bank solle endlich beendet werden. Die Wertberichtigung von 3,5 Milliarden Mark auf mißglückte Immobiliengeschäfte der Hypo sei notwendig und angemessen gewesen – und nun müsse Ruhe einkehren. Die Fusion sei unumkehrbar, die damaligen Planungen weiterhin realistisch, und am Umtauschverhältnis zwischen Hypobank- und Vereinsbank-Aktien werde nichts geändert.

Schmidt hatte, als er die Wertberichtigung vollzog, indirekt dem Hypo-Management schweres Versagen vorgeworfen. Dies hatte zu einem seit Monaten dauernden Streit mit dem Ex-Hypo-Chef und jetzigem Aufsichtsrat, Eberhard Martini, geführt. In den Streit mischte sich auf der gestrigen Hauptversammlung auch der neue Aufsichtsratschef Kurt Viermetz ein: Für den Aufsichtsrat verdichte sich die Erkenntnis, daß in bestimmten Sparten der Hypo-Bank eine „regelmäßige, systematische und vollständige Erfassung und Bewertung der Risiken unterblieben war“, kritisierte Viermetz.

Die Aktionäre jedenfalls sind wütend. Die Anteilseigner stünden vor dem „Scherbenhaufen einer Fusion“, warf ein Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz der Konzernspitze vor und forderte Aufsichtsratschef Viermetz dazu auf, die Streithähne in der Bank zur Räson zu bringen.

Im Zusammenhang mit der Affäre ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft gegen vier frühere Hypo-Vorstandsmitglieder, darunter auch den Ex-Chef Martini, wegen des Verdachts der Untreue und Bilanzfälschung.

Da gingen die positiven Meldungen Schmidts fast unter. Immerhin konnte er für das erste Quartal 1999 eine Verbesserung des Betriebsergebnisses um 34 Prozent auf 825 Millionen Mark vermelden. Trotz gedämpfter Ertragserwartungen rechne er in diesem Jahr insgesamt mit einer deutlichen Gewinnsteigerung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen