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RAF-Heimkehrerin in Haft

Barbara Meyer ist nach 15 Jahren aus dem Libanon zurückgekehrt und wegen Verdachts auf versuchten Mord und Raub sofort festgenommen worden  ■   Von Wolfgang Gast

Berlin (taz) – Barbara Meyer, seit 1984 untergetaucht und als angebliches Mitglied der Roten Armee Fraktion (RAF) gesucht, hat sich freiwillig gestellt. Die 42jährige reiste am Samstag morgen aus dem Libanon in die Bundesrepublik ein. Sie wurde auf dem Rhein-Main-Flughafen festgenommen und am Sonntag dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt. Dieser erließ Haftbefehl wegen dringenden Tatverdachts. Barbara Meyer wird Mordversuch und schwerer Raub vorgeworfen. Sie wird beschuldigt, am 3. Juni 1985 zusammen mit Mitgliedern der RAF in Kirchentellinsfurt bei Tübingen den Geldboten eines Supermarktes überfallen zu haben. Der Mann wurde niedergeschossen, die Täter raubten rund 157.000 Mark. Am 28. Juli desselben Jahres soll Meyer an einem mißlungenen Versuch von RAF-Mitgliedern beteiligt gewesen sein, aus einem Steinbruch bei Ottenhöfen im Schwarzwald Sprengstoff zu beschaffen.

Mit Barbara Meyer hat sich nach Christoph Seidler eine weitere Person gestellt, die von den Ermittlungsbehörden jahrelang als Mitglied einer „dritten Generation“ der RAF bezeichnet und die für die bis heute nicht aufgeklärten Attentate der RAF verantwortlich gemacht wurde. So wie Christoph Seidler ist wohl auch Meyer nach ihrem Abtauchen niemals zur sogenannten Kommandoebene der RAF gestoßen. Seidler, wie Meyer 1984 aus dem Unterstützerumfeld der RAF in die Illegalität abgetaucht, war nach eigenen Angaben im Libanon bei der palästinensischen Organisation PFLP untergekommen. Er hatte sich am 22. 11. 1996 in Karlsruhe gestellt.

Die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Eva Schübel, bestätigte gestern, daß Barbara Meyer nach ihrem Abtauchen Mitte der achtziger Jahre über Umwege in den Libanon gelangt sei. Ihre Behörde habe vor rund einer Woche erfahren, daß sich Meyer stellen wolle. An eine Mitgliedschaft in der RAF scheinen die obersten Ankläger nun selbst nicht mehr zu glauben. Der Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ist möglicherweise verjährt, heißt es in einer Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft. Anders als im Fall von Seidler scheint der Kölner Verfassungsschutz mit seinem „Aussteigerprogramm“ bei den Bemühungen um eine Rückkehr nach Deutschland aber nicht involviert gewesen zu sein.

Spätestens seit der Rückkehr Seidlers ist bekannt, daß die Fahnder über die sogenannte dritte RAF-Generation ziemlich wenig wissen. Neben Seidler und Barbara Meyer wurden deren Ehemann Horst Ludwig, die ehemalige Pädagogikstudentin Sabine Callsen, Ernst-Volker Staub, Daniela Klette sowie Andrea Klump als RAF-Aktivisten verdächtigt. Personenbezogene Sachbeweise dafür gibt es aber seit 16 Jahren nicht mehr. Nur dürre Hinweise haben die Ermittler etwa auf die Aufenthaltsorte der Genannten. Andrea Klump, die angeblich 1989 bei dem Anschlag auf den Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, dabeigewesen sein soll, aber nach Aussagen der RAF-Gefangenen Eva Haule nie zur RAF gehörte, soll sich in Peru aufhalten. In der Szene kursieren seit langem auch Klatschmeldungen: So soll sich Barbara Meyer schon vor Jahren von ihrem Mann Horst Ludwig getrennt haben.

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