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Firmen bekommen Mitabeiter auf Stadtkosten

■ Agentur bei „Hamburger Arbeit“ soll Sozialhilfeempfänger in Firmen unterbringen

Hamburger Unternehmen können sich ab sofort MitarbeiterInnen von der Stadt finanzieren lassen. Eine neue Agentur soll in den kommenden drei Jahren 1000 SozialhilfeempfängerInnen in privaten Betrieben unterbringen. Löhne und Versicherungen bezahlt der öffentliche Beschäftigungsträger „Hamburger Arbeit“, der von der Sozialbehörde jährlich 93 Millionen Mark bekommt. Als Gegenleistung müssen die Firmen nur eine Vermittlungsgebühr von jährlich 8000 Mark aufbringen und versprechen, die ehemals Joblosen drei Jahre lang zu beschäftigen.

„Wir hoffen, daß die Arbeitnehmer während dieser Zeit in den Betrieb integriert werden“, sagte Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) gestern. Heraus kommt im besten Fall eine feste Stelle; im schlechtesten können die Wieder-Erwerbslosen bei späteren Bewerbungen drei Jahre Berufspraxis vorweisen.

300 Männer und Frauen hat die Agentur der „Hamburger Arbeit“ (HAB) schon vermittelt, meist an gemeinnützige Unternehmen. „Jetzt wollen wir an Privatunternehmen ran“, so HAB-Geschäftsführer Detlef Scheele. Besonders Anwaltskanzleien oder kleinere Betriebe seien begeistert, so daß derzeit sogar noch 114 Plätze offen sind. Bei den Großunternehmen der Hansestadt läßt die Zustimmung etwas auf sich warten; Scheele rechnet jedoch auch hier mit positiver Resonanz.

Wenn die Agentur flott anläuft, wäre die Erfolgsliste der „Hamburger Arbeit“ um noch einen Punkt länger. Bei der Vorstellung der Bilanz von 1998 reihten Roth und Scheele gestern eine gute Nachricht an die andere: Gut 400 SozialhilfeempfängerInnen haben im vorigen Jahr einen Job gefunden, nachdem sie einen einjährigen Qualifizierungskursus absolviert hatten. Das sind 40 Prozent der 1600 HAB-KlientInnen, was gegenüber 1997 einer Steigerung um zehn Prozent gleichkommt. Die Erlöse aus Dienstleistung und Produktion stiegen von 10,6 Millionen auf 10,86 Millionen Mark. Auch das Beschäftigungsprogramm für 700 arbeitslose Jugendliche wird prima angenommen: „Die Bereitschaft zu arbeiten ist hoch“, so Scheele.

Kaffee und Schnittchen zur Erfolgsbilanz wurden ebenfalls von HAB-Beschäftigten gereicht – im Hotel Aqua Sport, das vor genau einem Jahr in Dulsberg eröffnet hat. 31 ehemalige Langzeitarbeitslose haben hier einen Job gefunden; die meisten von ihnen hatten vorher mit Gastronomie nichts zu tun. Sie absolvierten zunächst Praktika in anderen Hamburger Betrieben – und waren begeistert. Wenn der Vertrag mit der HAB ausläuft, sagte Detlef Westphal, der für den Service zuständig ist, „kann ich mir gut vorstellen, mich wieder in einem Hotel zu bewerben“. Judith Weber

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