Wohnen im Hafen nur mit Rot-Grün

■ Parlamentsdebatte über die Zukunft der alten Hafenreviere

Der AfB-Parlamentarier Ludwig Hettling lief zur Hochform auf, sobald er an das Rednerpult der Bremischen Bürgerschaft getreten war. „Das ist genau das, was dabei herauskommen würde, wenn wir eine rot-grüne Regierung in Bremen hätten“, rief er in die Richtung der sozialdemokratischen Sitzreihen und mit wahlkampfbedingtem roten Kopf. „Mit solchen Reden gefährden sie 6.000 Arbeitsplätze in den Hafenrevieren.“ Was war geschehen?

Sein Vorredner der SPD, Carsten Sieling, Sympathisant einer rot-grünen Regierungsumbildung, hatte im Namen seiner Partei seine Meinung kundtun dürfen: In den alten Hafenrevieren rechts der Weser soll in Zukunft eine Mischnutzung aus Dienstleistungen, Gewerbe und Wohnen angepeilt werden. Knackpunkt seiner Rede: „Im Überseehafen muß Wohnen realisiert werden“.

Das Problem bei einer solchen Position: Henning Scherf (SPD) und Hafensenator Uwe Beckmeyer (SPD) sind von solchen Ideen nicht begeistert. Vorrang bei der zukünftigen Nutzung der Hafenreviere soll haben, daß die ortsansässigen Firmen bleiben können. So steht es auch in einem Senatsbeschluß vom 16. März. Wohnbevölkerung im Hafen würde die Arbeit der Unternehmen einschränken. So sieht es auch AfBler Hettling. Seine Schlußfolgerung in die Richtung von SPD-Sieling: „Schminken sie sich das ab, oder sie verärgern die Bremer Wirtschaft“.

Für seine Position handelte Hettling sich den Titel „vorvorletzter Mohikaner“ ein – die Grüne Karin Krusche war ebenfalls ans Pult getreten, um die Idee des Wohnens an der Weser zu verteidigen. Krusche sprach sich dafür aus, daß die Unternehmen ihre jetzigen Standorte behalten sollen – allerdings nur die „zukunftsfähigen“.

Karl-Uwe Oppermann (CDU) schlug sich auf die Seite der AfB. „Opas Hafen war ohnehin tot“, verteidigte er die Zuschüttung des Überseehafens und die Ansiedlung des Großmarktes an gleicher Stelle. Das Bremer Hafengelände, fünfmal so groß wie die Innenstadt, sei letztendlich nicht mit wiederhergerichteten Hafenbrachen wie in Hamburg oder London zu vergleichen: „Das ist eine andere Sache.“

Häfensenator Beckmeyer ergriff als letzter das Wort. Mit den Planungen müsse darauf geachtet werden, daß die Unternehmen nicht erschreckt würden. Und das heißt: „Behutsames Vorgehen, damit keine Chancen verschüttet werden“. Das war die krönende Vorlage für die Grünen. Zwischenruf: „Das ist doch schon passiert“. cd