: Streit um neue Höreranalyse
■ Fünf Spartensender veröffentlichen Ergebnisse eines eigenen Radiotests und bringen damit große Anstalten gegen sich auf
Auf dem Berlin-Brandenburger Radiomarkt sorgt eine neue Höreranalyse für Ärger. Bislang verwendeten alle Rundfunkanstalten die alljährliche Konsumentenbefragung Media-Analyse (MA). Die bestätigte aber zumeist einer der großen Wellen, die meisten Hörer zu haben – zum Leidwesen der kleinen Sender. Dazu kommen die quartalsmäßigen Angaben von Nielsen S + P über Werbeeinnahmen, die aber auch umstritten sind, da brutto eben nicht gleich netto ist. So rechnet sich Berliner Rundfunk vor RTL und r.s.2.
Seit vergangener Woche veröffentlichen nun fünf Spartensender monatlich die Ergebnisse ihres eigenen, gemeinsamen Radiotests. Zwar beteuern Spreeradio, Star FM, JazzRadio, berlin aktuell und Radio Paradiso, nicht den alten, ihrer Meinung nach blinden Spiegel MA gegen einen neuen austauschen zu wollen. Doch die nicht an der AG Radiotest Beteiligten warnen: Die „Leitwährung MA“ könnte Schaden nehmen.
Spreeradio-Geschäftsführer Stefan Schwenk dagegen beteuert, der Radiotest sei in seinen Grunddaten MA-kompatibel. Die Aufregung um die neue Analyse versteht er nicht, denn schließlich hätten auch Nordrhein-Westfalen mit der EMA und Bayern mit der Funkanalyse ähnliche eigene Untersuchungen. Exaktere und aktuellere Hörerdaten des Radiotests dienten nicht nur besserer lokaler Vermarktung, sondern würden auch den Programmachern schneller Hinweise auf Veränderungsbedarf geben. Schwenks Argumente gegen eine Verbesserung der Berliner MA-Ausweisung statt einer Separatuntersuchung: zu langsam, zu teuer und nicht für Spartenprogramme geeignet.
Dem halten andere Sender entgegen, daß MA-Veränderungen für Berlin ab 2000 bereits diskutiert seien. Die bundesweit ohnehin größte Befragungszahl könnte erneut erweitert, die Datenausweisung auf drei- bis viermal pro Jahr erhöht werden. Die Zusatzkosten, rechnet Kai Fischer vom Marktführer Berliner Rundfunk vor, würden sich durch Einsparungen der MA bei der Umstellung auf Telefonbefragung und den Wegfall teurer, sendereigener Checkings im Rahmen halten. Auch gebe es keine Extraanalysen, so r.s.2.-Chef Ulrich Gathmann, die mit der Leitwährung MA völlig problemlos vergleichbar seien. Ein Prüfstein dafür wird der Vergleich der Zahlen vom 23. Juni sein. Holger Wenk/ADN
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