: Schröder: Deutsche nicht am Boden
■ Kanzler will keine Truppen im Kosovo
Rom/Bari/Helsinki (dpa/Reuters) Bundeskanzler Gerhard Schröder hat erneut einen Einsatz deutscher Landstreitkräfte im Kosovo-Krieg ausgeschlossen. „Für Deutschland kommt der Einsatz von Bodentruppen nicht in Betracht“, sagte er gestern in Bari. Der Friedensplan der italienischen Regierung enthält die Entsendung von Bodentruppen als letzte Option der Nato. Auch die dort geforderte einseitige Feuerpause der Nato begutachtete Schröder mit Skepsis. Er sprach sich für eine Kosovo-Resolution des UN-Sicherheitsrates aus. Sie müsse die G-8-Beschlüsse zur Grundlage haben, die den jugoslawischen Truppenabzug aus dem Kosovo fordern.
Später wurde Schröder in Rom von Papst Johannes Paul II. an dessen 79. Geburtstag zu einer Privataudienz empfangen. Johannes Paul II. beharrte auf der Einstellung der Bombardierungen der Nato als unabdingbarem Schritt zum Frieden. Der Papst forderte gleichzeitig, daß alle aus dem Kosovo Vertriebenen in ihre Heimat zurückkehren könnten.
Der gewählte Präsident der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, hat sich gestern in Brüssel für die Fortsetzung der Nato-Luftangriffe ausgesprochen, um Belgrad so schnell wie möglich zum Einlenken zu bewegen.
Der russische Jugoslawien-Beauftragte Wiktor Tschernomyrdin ist am Dienstag zu Gesprächen mit dem finnischen Präsidenten Martti Ahtisaari und dem stellvertretenden US-Außenminister Strobe Talbott in Helsinki eingetroffen. Tschernomyrdin sagte, er wolle am Mittwoch nach Belgrad reisen und mit Miloevic sprechen, wie auch immer die Gespräche in Helsinki liefen. Er hoffe, daß Ahtisaari, den die EU als Kosovo-Vermittler beauftragt hat, ihn begleiten werde.
Der Sprecher des jugoslawischen Außenministeriums, Nebojsa Vujovic, sagte gestern in Belgrad vor Journalisten, seine Regierung sei gegenüber dem Friedensplan der G-8-Außenminister offen. Es gebe aber noch einige Vorbehalte. Sein Land sei bereit, einen Handel einzugehen. Dabei dürfe die territoriale Integrität Jugoslawiens nicht verletzt werden.
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