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Konfekt und Blumen für die Hinterbank

Erste Bürgerschaftssitzung nach der Spaltung der Hamburger GAL  ■ Von Sven-Michael Veit

Anna Bruns war inkognito gekommen – und hatte Blumen und Konfekt mitgebracht. Beides lag sorgsam drapiert auf ihren Tischen, als die von der GAL abgespaltene Fünfer-Gruppe gestern nachmittag ihre neuen Plätze in der Bürgerschaft einnahm: Ganz hinten, im Rücken der SPD-Fraktion.

„Bloß nicht aufgeben“, stand auf den beiliegenden Karten an die nunmehr parteilosen ParlamentarierInnen Norbert Hackbusch, Lutz Jobs, Julia Koppke, Heike Sudmann und Susanne Uhl. Die Frage, um welche Blumen es sich handele konnte niemand spontan beantworten. „Auf jeden Fall sind sie rot-grün“, lachte Susanne Uhl. Ein Journalist mutmaßte, es seien wohl „die Blüten vom Hackbusch“.

Die linke GALierin Bruns hatte im April vorigen Jahres ihr Amt als stellvertretende Fraktionschefin und ihr Bürgerschaftsmandat aus Protest gegen die Abschiebepolitik des rot-grünen Senats niedergelegt. Als sich die fünf Ex-GALier im Blitzlichtgewitter der Fotografen auf ihre Hinterbänke setzten, hatte Bruns das Rathaus wieder verlassen.

Das Warten auf den parlamentarischen Alltag überstanden die fünf Linksabweichler mit seßhafter Disziplin. Während in den Fraktionen von CDU, GAL und SPD ettliche Sitze verwaist blieben, verfolgten sie vollzählig den einstündigen Festakt.

Zum „50. Jahrestag der Unterzeichnung des Grundgesetzes“ sprach Ingo von Münch, Juraprofessor und in den 80er Jahren für die FDP zweiter Bürgermeister unter SPD-Regierungschef Klaus von Dohnanyi, und das Kaiser-Quintett spielte Werke von Ravel und Gershwin. Als eine Stunde später als gewöhnlich die bürgerschaftlichen Debatten begannen, ergriff als erste GAL-Fraktionsvorsitzende Antje Möller das Wort. Die Linke, der die Austritte ihrer zum Teil langjährigen Parteifreunde persönlich nahegegangen sind, mochte nicht kommentarlos zur Tagesordnung übergehen.

„Das alte Feld, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht auf den Ruinen“, begann sie ihre Rede mit einem Zitat, „das auf einem dieser Ölschinken im Kaisersaal des Rathauses zu lesen“ sei. Sie fände das „recht passend für die neue politische Situation“, sagte Möller und ließ bewußt offen, „was ich damit meinen könnte“.

Dann leitete sie über zum eigentlichen Thema: Die Entwicklung der Hafen-City, bislang zum Ressort der Stadtentwicklungspolitikerin Heike Sudmann gehörig. Die ist das zwar immer noch, aber eben nicht mehr für die GAL.

Von einer gespannten Athmosphäre war während der Bürgerschaftssitzung nichts zu spüren. Realo Axel Bühler plauderte mit Lutz Jobs, den er als energiepolitischer Sprecher der GAL-Fraktion beerben dürfte. Julia Koppke lobte in der Debatte zur Wehrmachtsausstellung ausdrücklich Wissenschaftssenatorin Krista Sager. Und auffällig viele SPD-Abgeordnete statteten den Fünfen in ihrem Rücken einen kurzen Besuch ab.

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