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Rüffel der Bundesbank

■ Die Lohnabschlüsse seien zu hoch, die Wirtschaft stecke noch in der Flaute

Frankfurt/M. (AP/taz) – Die Deutsche Bundesbank hat Arbeitgebern und Gewerkschaften einen Rüffel erteilt und die diesjährigen Tarifabschlüsse als überzogen kritisiert. Angesichts der trüben konjunkturellen Aussichten seien die jüngsten Lohnabschlüsse des Jahres 1999 eher kritisch zu sehen, erklärten die Währungshüter in ihrem neuesten Monatsbericht. Die neuen Tarifvereinbarungen seien damit alles andere als beschäftigungsneutral.

Damit stellt sich die Bundesbank klar gegen die Einschätzung, die die Organisation der Industrieländer (OECD) erst am Dienstag abgegeben hatte. Diese meinte nämlich, daß die höheren Lohnabschlüsse die deutsche Wettbewerbsfähigkeit nicht beeinflussen würden. Gerade die Steigerung des verfügbaren Einkommens und die damit einhergehende höhere Nachfrage sei ein Lichtblick für die deutsche Wirtschaft.

Dem Bundesbankbericht zufolge hätten sich Deutschlands Unternehmen in den ersten Monaten dieses Jahres noch nicht aus der Flaute gelöst, in die sie im Herbst 1998 gerutscht waren. In dieser Situation seien niedrige Lohnabschlüsse besonders wichtig, weil dadurch die Inflation gedämpft würde. Kritisiert haben die Bundesbanker auch, daß die Tarifrunde keine stärkere Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse gebracht habe.

Zwar rechnen die Währungshüter nach Monaten der Flaute – bedingt durch die Finanzkrisen in Asien und Rußland – wieder mit einer Belebung des deutschen Außenhandels. Es wäre allerdings riskant, allein auf den Fortgang dieser Entwicklung zu setzen. Die konjunkturelle Grunddynamik der deutschen Wirtschaft bliebe nämlich sehr verhalten.

Immerhin scheine die Abwärtsbewegung im deutschen Exportgeschäft gestoppt zu sein. Für eine Ankurbelung des deutschen Exports sorgt nach Ansicht der Bundesbank auch der starke Dollar. Es bleibe jedoch von zentraler Bedeutung, daß der Euro an den internationalen Märkten dauerhaft an Vertrauen gewinne.

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