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Copyright verletzt

■  Schlappe für Anti-WKA-Verein BLS

Mathias Brendel war überrascht: „So eine dreiste Art habe ich noch nie erlebt“, meint der Hamburger Journalist. Der Reporter war im Auftrag einer Wochenzeitung unterwegs, recherchierte bei PreussenElektra, wollte wissen, wie sich der Ausbau der Windenergie in den bestehenden Kraftwerkspark einplanen läßt, wo es Probleme gibt und wie sich die Propeller noch besser in die bestehende Struktur der Stromversorgung einbauen ließen. Herausgekommen ist ein Beitrag, den Die Zeit am 30. Juli 1998 veröffentlichte. Im ersten Teil tauchen – oberflächlich betrachtet – Argumente auf, die in verkürzter Form auch zum Repertoire des Bundesverbandes Landschaftsschutz (BLS) zählen. Die Windräder würden kaum zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen beitragen, außerdem würden die Ökostromanteile, die die Turbinen beisteuern können, bisher nicht zu einer Verdrängung des Kohle- oder Atomstroms führen. „Der BLS hat den Text komplett übernommen, im Internet selbst mit Copyright-Vermerk verbreitet, ohne Rücksprache zu halten“, meint Brendel. Der Journalist zog vor den Kadi, weil er nichts mit dem BLS zu tun haben will und außerdem noch für den Ausbau der Windenergie plädiert. „Nur haben die das beim BLS wohl nicht so richtig kapiert“, sagt der Umweltjournalist. Das Landgericht Hamburg verdonnerte den BLS, den Artikel von Brendel künftig nicht mehr zu vervielfältigen oder verbreiten zu lassen. Dieser Fall dürfte nicht der letzte sein. Schließlich werden vom BLS unzählige Texte komplett oder auch nur auszugsweise beliebig oft kopiert, bundesweit verschickt, im Internet vertrieben und als Propagandamaterial auf Diskette gezogen und per Post unters Volk gebracht. „Da könnte noch so mancher Prozeß auf den BLS zukommen“, so Brendel. Michael Franken

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