piwik no script img

Mit Sonnenenergie über das Wasser

■ Nach den guten Erfahrungen im vergangenen Sommer geht die Solarfähre am Bodensee in die zweite Saison

Am Bodensee wird an diesem Pfingstwochenende die erste Solarfähre Europas in ihre zweite Saison starten. Sie wird – wie schon im Vorjahr – zwischen dem deutschen Gaienhofen und dem schweizerischen Steckborn verkehren. Mit einer 1,1-Kilowatt-Photovoltaikanlage und zwei Elektromotoren hatte sich der Edelstahl-Katamaran mit Holzdeck im vergangenen Sommer als innovatives Transportmittel präsentiert. Nach festen Fahrplänen war die Fähre zwischen Mitte Juni und Mitte September (sofern es das Wetter zuließ) fünfmal täglich in jeder Richtung verkehrt und hatte bei Bedarf auch zusätzliche Fahrten für angemeldete Gruppen absolviert. 2.450 Fahrgäste hatte die Bodenseestiftung als Betreiber der Fähre im vergangenen Sommer mit dem Solarboot über den südlichen Arm des Bodensees chauffiert. Besonders für Radfahrer hatte sich die Route als attraktiv erwiesen: Jeder zweite Passagier hatte im vergangenen Sommer bei der zehnminütigen Überfahrt ein Velo dabei.

„Die Erfahrungen sind gut“, sagt Wolfgang Pfrommer von der Bodensee-Stiftung in Konstanz. Und daher hat man sich nun entschieden, das Projekt fortzusetzen – mit Unterstützung des Bundesamtes für Energiewirtschaft in Bern und des Umweltministeriums in Stuttgart sowie der beiden Gemeinden Gaienhofen und Steckborn. 5 Mark wird die Überfahrt mit dem innovativen Boot in diesem Sommer kosten – Pfrommer hofft, daß die Fähre damit kostendeckend betrieben werden kann. Sie soll (bis zum voraussichtlichen Saisonende am 3. Oktober) in den Schulferien und am Wochenende siebenmal täglich, sonst viermal täglich in jede Richtung verkehren.

Für den Hersteller der Fähre ist das Pilotprojekt am Bodensee eine gute Visitenkarte. „Wir haben Interessenten aus der ganzen Welt“, sagt Herbert Stark von der Kopf AG in Sulz am Neckar. Kaum war die erste Saison am Bodensee abgeschlossen, habe er einen Auftrag für eine Solarfähre auf dem Vierwaldstätter See erhalten. Auch diverse Hotels, die an Seen gelegen sind, zeigten Interesse. Und ganz besonders seien Wasserwerke interessiert, die mit Arbeitsbooten auf Trinkwassersperren verkehren müssen, dabei aber aus Gründen der Sicherheit keinen Treibstoff an Bord dulden. Aufgrund des Erfolges im vergangenen Jahr wird auf dem Bodensee in diesem Sommer bereits eine größere Variante des Sonnenbootes eingesetzt. 3,7 Kilowatt wird die Solaranlage der neuen Fähre leisten, der Fahrgastraum ist überdacht. Statt bisher 11 Passagieren wird die neue Fähre 25 Fahrgäste aufnehmen können. Damit hofft das Unternehmen Kopf AG sich auf dem Markt der solarbetriebenen Boote als Marktführer zu profilieren. Eine pfiffige Idee soll die Wirtschaftlichkeit des Projektes noch verbessern und auch die Ökobilanz voranbringen. Da die Saison nur etwa 120 Tage währt, liegt das Boot acht Monate des Jahres im Hafen; die Solaranlage liefert dennoch Strom – künftig soll der ins Netz eingespeist werden. Bernward Janzing ‚/B‘Harald Lang, Fährbetrieb/Bootsverleih, D - 78343 Horn am See, Tel. (0 77 35) 88 91, Fax 88 31.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen