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■ Kosovo: Die Halbheiten des Westens kommen teuer zu stehenWenig Mut zur Utopie

Der Westen hat bislang jede Etappe des Zusammenbruchs Ex-Jugoslawiens mit einer visionslosen Politik des geringsten Widerstandes und der niedrigsten Kosten begleitet. Dafür mußte ein hoher Preis gezahlt werden. In Bosnien ist das Ergebnis ein ethnisch geteilter Staat, der auf einem wackligen Frieden basiert. Im Kosovo droht jetzt das gleiche. Will man einen langfristig angelegten regionalen Friedensplan, muß man von Anfang an Serbien, Montenegro, Makedonien und Albanien mit einbeziehen. Klar ist auch, daß ein ziviler und wirtschaftlicher Wiederaufbau der Region teuer wird. Aber diese Kosten sind gemessen an denen, die weitere Kriege verursachen würden, gering. Ein Vergleich mit der üppigen Ausstattung des einstigen Marshallplans zeigt, wie wenig Mut zur Utopie die Politiker haben.

Ob UN oder OSZE – oder beide oder keiner von beiden – die Friedenstruppe im Kosovo befehligen wird, ist völlig unwichtig. Der Erfolg jedweden Abkommens wird davon abhängen, ob eine solche Friedenstruppe die klare Anweisung hat, den Frieden wenn nötig auch mit Gewalt durchzusetzen. Kosovo muß ein internationales Protektorat werden, die Autorität der internationalen Gemeinschaft darf dort nie zur Debatte stehen. In Bosnien war die Inkonsequenz der von der Nato geführten SFOR-Truppen der Hauptgrund für den unbefriedigenden Fortschritt auch nach dem Abkommen von Dayton. Die Zurückhaltung der SFOR-Truppen ist aber keine Frage ihres Mandates: Dieses gibt der SFOR durchaus die Kompetenz, zur Durchsetzung des Friedensplanes auch einzugreifen. In Wahrheit mangelt es am entsprechenden Willen in Washington, Bonn und London.

Hätte die Nato ihre Eingriffe von Anfang an ernst gemeint, hätte sie Serbien schnell und mit überwältigender Macht angreifen müssen, einschließlich einer Invasion mit dem Ziel, Kosovo abzutrennen und so schützen zu können. Wird der Westen nun den Mut haben, einen vollen Rückzug der serbischen Truppen aus dem Kosovo zu erzwingen, die UÇK an die Seite zu drängen und dann die ganze Region zu entwaffnen? Halbherzigkeiten sind nicht geeignet, ausgewachsene Katastrophen zu bearbeiten. Eine gangbare Lösung für den Balkan-Konflikt wird auf jeden Fall ihren Preis fordern. Eine internationale Politik, die einen vordergründig leichteren Weg aus dem Dilemma zu gehen versucht, wird am Ende wieder draufzahlen. Paul Hockenos‚/B‘

Der Autor arbeitet für das Berliner Informationszentrum für transatlantische Sicherheit (Übersetzung: Velten Schäfer)

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