: „Coca-Cola-Dose ist unpolitisch“
■ Bezirk Tiergarten verweigert Love-Parade-Veranstalter Getränkeverkauf
Während Hunderttausende junge Raver der LoveParade bereits seit Monaten entgegenfiebern, befürchtet das Bezirksamt Tiergarten erneut Schlimmstes: 180.000 Mark kostete die Plastikbecherbeseitigung nach dem letztjährigen Tanz-Event, 260.000 Mark Schaden entstand insgesamt. Da die Technoparade als politische Demonstration angemeldet und genehmigt ist, wird auch in diesem Sommer wieder eine saftige Rechnung auf den Bezirk zukommen. Baustadtrat Horst Porath (SPD) kann es nicht fassen, daß der Senat „sich wieder einmal hat erpressen lassen“ und die Demonstration als politisch aktzeptierte.
So werden am 10. Juli unter dem Motto „Unsere Musik ist der Schlüssel der Verständigung“ 50 Techno-Tieflader durch den Tiergarten rollen. Ein von der Veranstalterfirma Planetcom beantragtes eigenes Catering lehnte der Bezirk Tiergarten jedoch mit Begründung der Kommerzialisierung ab: „Eine Coca-Cola Dose können wir nicht als politische Demonstration werten“, so Porath weiter. Als durchaus politisch bezeichnet Planetcom jedoch einen eigenen Getränkeverkauf, da dieser „die Kommerzialisierung durch ausschließlich gewinnnorientierte Standbetreiber und Schwarzhändler“ eindämme. Zudem sei die Eigenversorgung lediglich ein Punkt des neu geschaffenen „Love Parade Forums“. Dieses beinhaltet auch die Beteiligung verschiedener Informationsstände, etwa von Greenpeace oder Unicef. „Das ist ja nun abgelehnt worden“, äußert sich Disko von Planetcom. Die Zusammenbringung von Infoständen und Getränkeverkauf sei ein bloße „Verdummungsaktion“, meint Porath. „Die wollen doch bloß auf die Tränendrüse drükken.“ Gegen nichtkommerzielle Organsitationen sei überhaupt nichts einzuwenden, solange ein erkennbarer Zusammenhang mit dem Motto bestünde. Greenpeace-Mitglied Ulrike Brendel distanziert sich ebenfalls ein wenig: „Wir werden nicht mit einem Wagen an der Parade teilnehmen, sondern eine Aktion am Brandenburger Tor starten.“ Katrin Cholotta
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