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■ Berlin: Das Polizeivideo und die Todesschüsse auf die KurdenIsraelische Rambos handelten ohne Not

Bereits wenige Tage nach den tödlichen Ereignissen am israelischen Generalkonsulat in Berlin waren die Sprachregelungen gefunden: Bis zu 100 Kurden hätten, mit Eisenstangen und Knüppeln bewaffnet, das israelische Konsulat im Bezirk Wilmersdorf gestürmt. Daraufhin hätten zwei israelische Sicherheitsbeamte Warnschüsse auf die Beine der Angreifer abgegeben. Bei den Schüssen, bei denen vier Kurden starben, habe es sich um Notwehr gehandelt.

Verblüffend war, daß sich dieser Lesart, bei der die kurdischen Opfer zu den eigentlichen Tätern wurden, nahezu alle Verantwortlichen anschlossen: von den Berliner Politikern bis zu Außenminister Joschka Fischer und dem israelischen Botschafter Avi Primor. Offenbar sollte nicht gewesen sein, was nicht sein durfte. Nur die Berliner Polizei hegte von Anbeginn Zweifel an dieser Einmütigkeit. In einem internen Bericht sprach sie von einem Kugelhagel außerhalb des Konsulats, dessentwegen sich die eigenen Beamten auf den Boden werfen mußten. Aus dem Schußfeld war die Polizei damit aber nicht. Statt der israelischen Sicherheitsbeamten fand auch sie sich, neben den Kurden, auf der Anklagebank. Fast folgerichtig sollte in dem nun eingesetzten Untersuchungsausschuß vor allem die Frage geklärt werden, warum die Beamten das Konsulat nicht hinreichend schützten und was der Polizeipräsident über eine bevorstehende Besetzung wußte. Die Schüsse selbst spielten nur eine untergeordnete Rolle.

Das war wohl etwas zuviel der Opfer-Täter-Umkehrung. Spätestens seit der Veröffentlichung des Videos läßt sich die konzertierte Vertuschung nicht mehr aufrechterhalten. Das Video bestätigt vielmehr die Aussagen der Polizei und des Obduktionsberichts, demzufolge zwei der getöteten Kurden Schüsse in der Rücken erhalten hätten. Nicht die Polizei gehört deshalb auf die Anklagebank, sondern die israelischen Schützen. Und auf der Zeugenbank sollen Außenminister Fischer und der israelische Botschafter erklären, ob sie bei ihrer bisherigen Darstellung bleiben. Schließlich soll die mittlerweile nach Finnland versetzte israelische Generalkonsulin erklären, warum sie, bevor ihr ein Maulkorb verpaßt wurde, von einem „Mord“ gesprochen hatte. Wird dagegen am bisherigen Fahrplan festgehalten, wäre das ein Freibrief an die Rambos aller Botschaften, in Berlin ungestraft durch die Gegend ballern zu dürfen, wie es ihrem subjektiven Bedrohungsgefühl (oder ihrem demokratischen Selbstverständnis) entspricht. Uwe Rada

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