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Aus dem Abseits privater Lektüre: Poesie auf Hamburgs Straßen

Glitzernde Schaufensterdekorationen, Leuchtreklamen und Kaufhausmusik-Terror. Passanten hasten zerstreut an den Werbebotschaften und zahllosen Blickfängern unserer Konsumgesellschaft vorbei. Der Sound der Stadt ist grell und laut. Kein Wunder, wenn da die Seele auf der Strecke bleibt, die Menschen verstummen wie Fische. Blubb, blubb. Aber diesen Sommer wird ein kleines Loch in die blinden Gläser der Gesellschaft gekratzt.

Ganz heimlich und leise ziehen dann nämlich Emils Erben und die Detektive durch Hamburgs Straßen und plakatieren Litfaßsäulen, Bushaltestellen und U-Bahnstationen. Doch diesmal ist es nicht die Schwarze Hand, sondern das Literaturhaus Hamburg, das mit 30 besinnlichen Gedichten einen subtiles Zeichen setzt. Poesie in die Stadt heißt die einmalige Aktion, die am 29. Juni startet. Bis Mitte August sollen so 400 kleine Oasen der Stille in den reizüberfluteten Straßen entstehen. Denn: „Im Gedicht ist die Sprache zur Ruhe gebracht, und der Mensch lebt für einen Augenblick im Schweigen“, schreibt Gottfried Benn.

Die Veranstalter wollen auf diese Weise – und mit Hilfe vieler einlußreicher Sponsoren aus der Wirtschaft – die Poesie aus dem Abseits der privaten Lektüre befreien und sie wieder unter die Menschen bringen. ub

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