■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Alle verlassen Perschau

„Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“ ist ein böses Stichwort. Daß der CDU-Staatsrat Johannes Beermann, der 1995 aus Bonn nach Bremen gekommen war, vorzeitig nach Wiesbaden entschwunden ist, hat sicherlich nichts damit zu tun, daß seine Behörde, die „Sozialkommission für das Personalwesen“, aufgelöst werden soll nach den Wahlen. Henning Scherf hatte das schon 1995 vorgehabt. Der Mann war aber auch in Bremer CDU-Kreisen nicht so beliebt, daß für ihn eine neue Verwendung sicher gewesen wäre. Innerhalb der eigenen Behörde hat er zwar ein paar Leute auf dem Flur getroffen und „Tschüss“ gesagt, eine schöne Verabschiedung gab es aber nicht. Beermanns Senator Hartmut Perschau hatte eine solche Verabschiedung angekündigt, inzwischen aber stellt sich die Frage, ob überhaupt jemand kommen würde. So beliebt war der Staatsratg auch in seiner Behörde nicht, und so verzichtet man lieber auf den förmlichen Abschied. Immerhin ist Beermann in Wiesbaden zu einem richtigen Staatssekretär aufgestiegen, was will er mehr.

Und noch einer aus der engsten Umgebung des CDU-Spitzenkandidaten verläßt das erfolgreiche Boot: Thomas Diehl, der Pressesprecher und gleichzeitig stellvertretende Regierungssprecher. Er hat schon vor Monaten mit Ulrich Keller, dem Chef der „Bremer Investitionsgesellschaft“ (BIG), verabredet, daß er nach der Wahl zur Verfügung stehe. Ging Diehl davon aus, daß die CDU aus dem Rathaus rausfliegt? Geht er davon aus, daß er in Ungnade gefallen ist und Perschau ihn eh loswerden will?

Nichts dergleichen. Aber Diehl hat eine böse Erfahrung gemacht. CDU-Spitzenkandidat Ulrich Nölle hatte ihn ins Rathaus geholt, und es dauerte keine zwei Jahre, da war er „unten durch“ bei Nölle. Als Nölle demissionierte, wurden verschiedene CDU-Mitglieder informiert, Pressesprecher Diehl bekam keinen Anruf. Sowas will er nicht noch einmal erleben. Und außerdem will er - gerade 33 Jahre jung - nicht zeitlebens Pressesprecher auf CDU-Ticket sein. Aufgrund seiner hohen Eingruppierung – mit B 3 bekommt er mehr als 10.000 Mark – würde er in die Verwaltung nur als „Abteilungsleiter“ oder Staatsrat wechseln können, dafür fehlen ihm aber einige Qualifikations-Voraussetzungen. Also muß er rechtzeitig den CDU-Stallgeruch loswerden und die berufliche Karriere planen. Und dafür ist ein Zwischen-Stop als Marketing-Chef bei der quasi-privaten BIG gerade recht. Zu seiner offiziellen Verabschiedung meldet sich jetzt schon