: Scherf will „Enkelkinder knutschen“
■ In vier Jahren hat der SPD-Bürgermeister vor abzutreten
München/Bremen. Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD) steht im Falle einer Wiederwahl am 6. Juni nur noch für eine Legislaturperiode zur Verfügung. Scherf sagte dem Magazin Focus: „In vier Jahren ist Schluß.“ Er wolle in dieser Zeit die Sanierung Bremens vorantreiben und einen Nachfolger aufbauen. Für die Zeit nach seinem Ausscheiden hat Scherf konkrete Pläne. Der 60jährige sagte: „Ich will an der neuen internationalen Bremer Universität studieren, Bücher schreiben, Segeln und meine Enkelkinder knutschen.“
Wegen seiner Absicht, die Große Koalition mit der CDU fortsetzen zu wollen, gerät der Bürgermeister zunehmend in die innerparteiliche Kritik, so Focus. Der Bremer SPD-Chef Detlev Albers sagte: „Es ist ein Anfängerfehler, sich in dieser Situation auf einen Partner festzulegen.“ Albers, der eine rot-grüne Koalition favorisiert, sieht sich im Wort, „die Genossen in Bonn nicht hängenzulassen“.
Wie berichtet, hat eine Umfrage der Uni Bremen unter 1.000 BürgerInnen zuletzt ergeben, daß die SPD auf 46 Prozent, die CDU auf 32 und die Grünen auf knapp zehn Prozent der Stimmen zusteuern. Dann hätte die SPD in der Bürgerschaft eine absolute Mehrheit.
Welche Koalition letztendlich zustande kommt, hängt wohl auch von der Wahlbeteiligung ab, die wiederum eng mit dem unmittelbaren Ergebnis für die SPD verknüpft ist. Landeswahlleiter Dieter Matthey hofft auf eine Beteiligung von „deutlich über 70 Prozent. Aber mit der Vorhersage einer hohen Wahlbeteiligung bin ich sehr vorsichtig“, sagte er. Bei der Bürgerschaftswahl 1995 lag sie bei 68,6 Prozent.
„Wenn der 6. Juni ein besonders schöner und warmer Tag ist, kann es sein, daß sich die Leute nicht unbedingt zur Wahlurne begeben“, mutmaßte der Landeswahlleiter. Vor vier Jahren seien es vor allem die 25- bis 35jährigen gewesen, die sich den Urnengang geschenkt hätten. Ihre Beteiligung habe bei knapp 55 Prozent gelegen. Die eifrigsten waren damals nach Mattheys Angaben die 50- bis 70jährigen mit einer Beteiligung von gut über 70 Prozent.
Matthey schließt außerdem nicht aus, „daß die Europawahl unter der Bürgerschaftswahl leidet“. Die Europawahl findet bereits eine Woche später, am 13. Juni, statt. „Ich befürchte, daß mancher Bürger sich fragt, warum er schon wieder zur Wahl gehen muß.“ Wenn die Beteiligung von 1994 mit 52,7 Prozent gehalten werden könnte, „finde ich das schon gut“, betonte der Landeswahlleiter. Jeti/dpa
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