piwik no script img

Zum letzten Mal: die beiden Ulis

„Leave the party, when it's good.“ In gewohnt smarter Manier verabschiedete sich ein dezent sonnengebräunter Ulrich Tukur von den Kammerspielen. Nur noch eine Spielzeit wird er gemeinsam mit Ulrich Waller das Haus künstlerisch leiten. Ab Mitte 2000 zieht Tukur gen Süden: „Ich habe mich in Venedig verliebt.“ Dem Theater an der Hartungstraße wird der Künstler auch von Italien aus als Berater, Gesellschafter und „erster Schauspieler“ erhalten bleiben.

Das war also die fünfte und letzte gemeinsame Spielzeitkonferenz der „beiden Ulis“. Ulrich Waller bleibt. Nachdem die Kulturbehörde den Kammerspielen noch für 1999 einen Zuschuß von 250.000 Mark bewilligte, hat Waller seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Auch für die Querelen mit den Anwohnern ist eine Lösung in Sicht: Eine Lärmschutzmauer soll in Zukunft die Kulissentransporte dämpfen.

Was bei all den nachbarlichen Streitigkeiten und Verhandlungen mit der Kulturbehörde um die Übernahme des Theaters im Zimmer anscheinend zu kurz kam, war die künstlerische Planung für die neue Spielzeit. Kontroverses Theater – wie in dieser Saison Sarah Kanes gesäubert, das zum Berliner Theatertreffen eingelanden wurde – wird man vergeblich suchen. Gestartet wird im Herbst mit Becketts Glückliche Tage, das eigentlich schon in dieser Spielzeit laufen sollte. Die Ost-West-Performance November Nights (10 Jahre danach) verspricht mit Ostberliner Drum'n'Bass und Hamburger Rap eine wilde Reminiszenz an den November 1989. Als „größtes Stück“ kündigt Waller Arthur Millers Drama Mr. Peters' Connections mit Annette Uhlen und Uwe Friedrichsen in den Hauptrollen an.

Und dann gibt es natürlich noch Personality-Shows von Tukur. Er schlüpft in die Rolle des heimatlosen Ozeanpianisten Novecento und präsentiert im Dezember eine weitere CD mit dem Rhythmus Boys. Der Mann versteht eben etwas von Marketing. Karin Liebe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen