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Eine Frage der Soldaten-Ehre

■ Neonazis marschieren „spontan, sozial, national“ und ungehindert im Osten

Der „Nationale Widerstand“ marschierte am Samstag in Hamburg nicht. Nachdem das Bundesverfassungsgericht in der Nacht das Verbot der Kundgebung gegen die Wehrmachtsausstellung bestätigt hatte, erklärte der Ex-Vorsitzende der Hamburger „Nationalen Liste“ (NL), Thomas Wulff: „Wir weichen der Staatsmacht aus.“ Noch vor der Stadtgrenze wurden die „Freien Kameradschaften“ über das „Aktionsbüro Norddeutschland“ nach Schwerin umgelenkt.

Doch auch Schwerin blieb ihnen verwehrt, die Stadtverwaltung hatte zuvor eine NPD-Kundgebung verboten. 500 Polizisten stoppten die Neonazis vor der Stadt. Stattdessen ging es per Polizeieskorte nach Ludwigslust. Dort überließ die Landespolizei den Rechten die Stadt. „Wir wissen noch nicht, was wir tun“, erklärte der irritierte örtliche Polizeichef der taz. „Wir sind völlig überrascht.“

Währenddessen formierten sich rund 600 Neofaschisten unter dem Motto: „Der Soldaten Ehre ist auch unsere Ehre“ zu einem Marsch mit Wehrmachtsfahnen und Reichsbannern. „Spontan, sozial, national“, skandierten sie und: „Hier marschiert der nationale Widerstand.“ Erst nach einer Stunde trafen nach einem verzweifelten Hilferuf der örtlichen Polizei Bereitschaftspolizisten aus Potsdam ein. Doch auch sie schauten nur zu. Ungehindert konnten Neonazis wie Thomas Wulff, Thorsten Heise und Christian Worch auftreten.

Danach teilten sich die Rechten auf. Worch fuhr mit einem Trupp nach Wismar, während 200 Neonazis um Wulff versuchten, per Bahn in Hamburg einzusickern. Als der Trupp in Reinbek in die S-Bahn umsteigen wollte, wurde er von der Polizei festgesetzt. Nur eine Gruppe von 30 Rechten erreichte in Polizeibegleitung den Hamburger Hauptbahnhof und wurde dort lauthals skandierend „Ruhm und Ehre der Waffen SS" in einen Zug nach Norden verfrachtet.

„Dieser Tag war ein Tag des nationalen Widerstands“, erklärte zufrieden Alexander von Webenau vom „Nationaldemokratischen Hochschulbund“ (NHB), der die Kundgebung angemeldet hatte. „Nächste Woche“, so Thomas Wulff, „versuchen wir erneut in Hamburg zu protestieren“.

Andreas Speit/Kai von Appen

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