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■ Brummbären siegen im Kosovo

Wir haben also den Kosovo-Krieg gewonnen. „Das ganze Unternehmen kennt nur einen Sieger: Deutschland“, erklärte uns schon vorgestern Micha Brumlik in dieser Zeitung und sah trotzdem auf dem beistehenden Foto genauso traurig aus wie immer. Nicht nur der hessische Grünen-Professor Brumlik bleibt Brummbär. Sieg hin oder her. Auch der hessische Grünen-Außenminister läßt so gar nicht den Gewinner raushängen. Joschka Fischer jauchzte gestern nicht: „Frieden! Sieg! Siegfrieden! Hurra!“ Wie hatte Fischer die Verhandlungen doch kommentiert: „Der Teufel steckt im Detail. Gerade auf dem Balkan.“ Bis vor ein paar Tagen steckte der Teufel noch in Menschengestalt, gerade auf dem Balkan. Abgesehen davon ist Fischers Grübelfalten-Performance durchdacht. Hier spricht kein Sieger, sondern immer noch ein Häuptling des Volkes der Mülltrenner und Bedenkenträger, die Schwere der Verantwortung immer im Gesicht lesbar. Kein deutscher Jubel, nirgends.

Ganz anders die Waffenbrüder von der Insel. „Es sieht so aus, als wären wir am Ende des Spiels angekommen“, kommentierte gestern freudig Fischers britischer Kollege. „War“ ist also „game“ geworden, man hätte es ahnen können in einem Land, wo alte Parteien mittlerweile heißen wie neue Popbands.. Dieser Tony Blair mit seiner „New Labour“ hat uns schon immer eher an Paul McCartney als an einen Politiker erinnert.

Aber der angesagteste Popstar jenseits des Kanals ist zur Zeit Blairs Außenminister. Robin Cook. Der hat die britischen Messages gerne „very simple“ „Serb soldiers out, international forces in, refugees back“, beschreibt er das so eben erreichte Kriegsziel. „Out, in, back.“ Das ist fast schon ein Song: Out. In. Back. Yeah. Yeah. Yeah. John, Paul, Tony and Robin auf Balkantour. Und der General heißt wirklich Michael Jackson. In diese Namenskette paßt doch kein slawisch-melancholischer „Joschka“. Trotzdem: Britpop goes Kosovo. Im Rahmen der internationalen Konzertgemeinschaft gibt es Krautmusik inklusive. Robin Alexander

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