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Ein Notbanksystem

■ Schattenbanken von Kosovo-Albanern setzen eine Milliarde Mark im Jahr um

Ein weitverzweigtes, illegales „Untergrund-Bankennetz“ der in Deutschland lebenden Kosovo-Albaner macht den Aufsichtsbehörden zunehmend zu schaffen. „Das undurchsichtige Schattenbank-System wurde mit dem Kosovo-Krieg inflationär ausgedehnt“, so ein Experte des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen. Abgewickelt würden die Transaktionen insbesondere über Reisebüros, die als Geldsammelstellen funktionierten. Von dort würden die Beträge auf ein Pool-Konto gezahlt und gegen Provisionen über Kuriere außer Landes geschafft. Das gewerbsmäßige Abwickeln von Zahlungsaufträgen für Dritte gegen Provision ist in Deutschland allerdings verboten.

Die über die illegalen Geschäfte aus Deutschland in das Kosovo oder nach Albanien transferierten Gelder „dürften locker bei über einer Milliarde DM im Jahr“ liegen, so der Aufsichtsbeamte. Sie würden zur Unterstützung von Familien, zu wirtschaftlichen Zwecken, zum Kauf von Militärgerät oder auch zur Geldwäsche außer Landes geschafft. Es sei kompliziert, das uralte, „sehr archaische Geschäft“ zu durchleuchten. „Wie die Kosovo-Albaner haben auch andere ethnische Minderheiten seit Jahren ein flächendeckendes Untergrund-Bankensystem aufgezogen“, so die Aufsicht. Von den rund 550 Verfahren gegen diese illegalen Bankgeschäfte entfalle aber mehr als die Hälfte auf Kosovo-Albaner.

Das Bundesaufsichtsamt unternimmt nach eigenen Angaben nicht den Versuch, das System vollständig zu zerschlagen. Dies sei eine Illusion, da ethnische Minderheiten es schon seit Jahren praktizierten. dpa

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