piwik no script img

Weimar darf nicht hängen lassen

■ Landgericht Erfurt gibt Klage der Malerin Ellena Olsen statt

Erfurt/Weimar (taz) – Das Publikum sagt ja, die Künstlerin sagt nein, und das Gericht gibt der Kunst recht. In Weimar ist der Streit um die Hängung der Gemälde von Ellena Olsen in der Ausstellung „Aufstieg und Fall der Moderne“ gestern vor Gericht verhandelt worden. Dabei hat das Landgericht Erfurt der Klage der Berliner Malerin auf einstweilige Verfügung stattgegeben.

Weil ihre Gemälde in einer massenweisen Hängung zwischen DDR-Malern vereinheitlicht auf grauer Hintergrundfolie zu sehen sind, hatte Olsen ihre Arbeiten zurückgefordert. Die Bilder „Haltestelle“ und „Verrückte Gesellschaft“ würden so in bedenkliche Nähe zur Staatskunst gerückt. Dagegen hatte sich der Kurator der Kunstsammlungen zu Weimar, Achim Preiß, auf seine inszenatorischen Freiheiten berufen.

Die Richter sehen nun in der Präsentation einen Eingriff in das Urheberrecht der Künstlerin; die Aussteller hätten die Grenzen der Kunst- und Meinungsfreiheit überschritten. Die Entscheidung, die bundesweit als einmalig gilt, ist noch nicht rechtskräftig, da die Kunstsammlungen zu Weimar Berufung ankündigten. Deshalb bleibt weiterhin unklar, ob die beiden betroffenen Bilder nun um- oder abgehängt werden. Thomas Föhl von den Kunstsammlungen sagte: „Es geht nicht, daß ein Gericht entscheidet, wie ein Bild aufgehangen wird.“ Das Publikum teilt Föhls Meinung: „Hängen lassen“ steht mehrfach im Gästebuch der Weimarer Ausstellung. HF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen