: CDU mauert bei Holocaust-Mahnmal
■ Bundestagsdebatte: Diepgen beharrt auf letztem Wort
Beim geplanten Holocaust-Mahnmal stellt sich die CDU weiter quer. Deren Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Klaus Landowsky, hat an die Bundestagsabgeordneten appelliert, sich bei ihrer morgigen Abstimmung über das geplante Holocaust-Mahnmal „nicht über die Bedenken einer großen Mehrheit der Berliner“ gegen das Stelenfeld des US-Architekten Peter Eisenman hinwegzusetzen. „Eisenman – in jeder Variante – ist dem eigentlichen Anliegen eines Holocaust-Mahnmals nicht adäquat“, betonte Landowsky gestern. Außerdem verwies Landowsky auf die Einwände zahlreicher anderer Persönlichkeiten wie etwa des künftigen Bundespräsidenten Johannes Rau. Als Ort des Mahnmals und als Auslober des Wettbewerbs stehe Berlin ein „unverzichtbares Mitspracherecht“ zu, betonte der CDU- Politiker.
Im Gegensatz zu anderslautenden Behauptungen habe das Berliner Abgeordnetenhaus auch nie auf ein Mitspracherecht verzichtet, sondern den Bundestag lediglich zu einer „grundsätzlichen Entscheidung“ aufgefordert, um den Gestaltungswettbewerb fortsetzen und abschließen zu können. CDU-Bürgermeister Eberhard Diepgen wiederholte seine Vorbehalte gegen den Eisenman-Entwurf. Für ein Mahnmal sei nichts so entscheidend wie seine Akzeptanz. Er begrüße, daß der Bundestag sich mit dem Mahnmal befasse. Die Umsetzung des Bundestagsbeschlusses werde aber „naturgemäß mit dem Land abzustimmen sein“, erklärte Diepgen.
Der Bundestag soll am Freitag über vier statt der bisher vorgesehenen zwei Mahnmal-Alternativen zum Holocaust-Denkmal abstimmen. Nach Angaben von Mitgliedern des Ausschusses für Kultur und Medien wird zuerst darüber abgestimmt, ob das Denkmal überhaupt errichtet wird. Daraufhin werde in einer noch nicht geklärten Abfolge über drei Varianten abgestimmt: Dazu zählen der Vorschlag des ostdeutschen Theologen Richard Schröder (SPD), die Realisierung des Entwurfes von Architekt Peter Eisenman in seiner reinen Konzeption sowie der Eisenman-Entwurf in Verbindung mit einem „Ort der Information“. Außerdem bestehe noch darüber Klärungsbedarf, ob das Mahnmal nur den während der Nazi-Diktatur ermordeten Juden oder auch allen übrigen Opfergruppen der NS-Zeit gewidmet sein sollte. dpa, ADN, taz
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