: Provinzposse um wöchentliche Skater-Demo
■ Verkehrssenator Klemann versuchte, die „Blade Night“ verbieten zu lassen. Innensenator Werthebach ließ ihn abblitzen. Grüne und SPD zeigen sich solidarisch mit Skatern
Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) ist mit seinem Vorstoß, die Inline-Skater-Demo „Blade Night“ als Demonstration verbieten zu lassen, baden gegangen. Weil die Verkehrssituation bei der Mittwochs stattfindenden Tour durchs Regierungsviertel und die Stadtmitte „nicht mehr einschätzbar“ sei, so Sprecherin Petra Reetz, wenn bis zu 20.000 Skater unterwegs sind, hatte sich Klemann an den Innensenator gewandt. Der sollte prüfen, ob es sich wirklich um eine Demonstration oder nur um eine Veranstaltung handele, die somit zu verbieten sei. Als weitere Argumente führte Klemann den „Rückstau“ von Autofahrern und das Zuspätkommen von Opernbesuchern an.
Innensenator Eckart Werthebach (CDU) kam gestern jedoch zu der Einschätzung, daß es „keine Versagungsgründe“ für die „Blade Night“ gebe. „Es liegt keine Gefährdung der inneren Sicherheit und Ordnung vor“, so sein Sprecher Norbert Schmidt. Nach gestrigen Gesprächen zwischen der Innenverwaltung und dem Veranstalter, dem Anwalt Jan-Philipp Sexauer, wird nun ein Kompromiß gesucht. Sexauer betont, daß auch er „eine für alle akzeptable Lösung“ anstrebe. Doch die „Blade Night“ nur zweiwöchentlich stattfinden zu lassen, wie von der Versammlungsbehörde angeregt, lehnt er ab. Vielmehr kann er sich vorstellen, alle zwei Wochen die bisherige Route zu nutzen und dazwischen nur den Ernst-Reuter-Platz. Am Mittwoch werden bis zu 25.000 Skater erwartet.
Der Hintergrund der „Blade Night“, die vor zwei Jahren mit wenigen Skatern anfing, ist ein ernster: Die Straßenverkehrsordnung soll Inline-Skates, die jetzt als Sport- oder Spielgeräte gelten, zukünftig als Verkehrsmittel anerkennen. Das Alternativangebot von Klemann, die John-Foster-Dulles-Allee im Tiergarten am Wochenende zu öffnen, ist für Sexauer daher inakzeptabel. „Da geht es nur um Sport und Spiel.“
Der sportpolitische Sprecher der Grünen, Dietmar Volk, erklärte gestern, daß Inline-Skater-Demonstrationen so lange nötig seien, bis Klemann endlich Straßen benennt, die für diese Fortbewegungsart genutzt werden können. Die Grünen forderten den Senat auf, Inline-Skatern „eine faire Chance“ zu geben. Die SPD sprach gestern von einer „Provinzposse“. Deren Verkehrsexperte Christian Gaebler empfahl Klemann „etwas mehr Souveränität“.
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