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Bildung nur noch auf Gutschein

Aus den Hochschulen sollen nachfrageorientierte Unternehmen werden  ■ Von Gernot Knödler

Nach dem Willen der Handelskammer Hamburg soll in naher Zukunft der Markt die Hochschulen und StudentInnen in Deutschland auf Trab bringen: Die StudentInnen erhalten 1100 Mark im Jahr vom Staat, mit denen sie, so sieht es das gestern vorgestellte Positionspapier der Kammer vor, eine Hochschule ihrer Wahl bezahlen – sofern sie die dortige Aufnahmeprüfung bestehen.

Die Hochschulen würden, wie unlängst die staatlichen Hamburger Museen, in Stiftungen umgewandelt, die von der Hambuger Hochschulpolitik nicht mehr gesteuert, sondern bloß noch beaufsichtigt werden. Die Professoren sollen dann nach Leistung bezahlt werden, ebenso wie die Unis. Der universitäre Gremiendschungel, so die Überlegung der Reformer, werde gelichtet, um die innovativen Kräfte an den Hochschulen zu stärken und die „Lähmschicht“ aus reformunwilligen Leuten zu schwächen.

Um die Bildungsgutscheine bezahlen zu können, soll der Bund die zwei Milliarden Mark, die er jährlich für den Hochschulbau ausgibt, den StudentInnen überweisen. Diese würden die Staatsknete als Kostenbeitrag an die Hochschulen weiterreichen. „Das Ergebnis wäre revolutionär“, prophezeite Hans-Jörg Schmidt-Trenz, der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. „Die Hochschule, die Studenten anzieht, würde auch entsprechende Mittel erhalten, während die Hochschulen, denen die Studenten den Rücken kehren, sich etwas einfallen lassen müßten.“

Der Haken: Das, was die Unis an Kostenbeiträgen verlangen, wird nach dem Vorschlag der Kammer nicht unbedingt dem Wert des staatlichen Bildungsgutscheins entsprechen. Wer sich einer renommierten Alma mater an die Brust werfen möchte, muß draufzahlen. Ein Stipendiensystem solle jedoch verhindern, „daß ein Studienwunsch an der Finanzierungshürde scheitert“. Für Hamburg spekuliert die Kammer mit Kostenbeiträgen von 1500 Mark, die rund zwölf Prozent der Ausgaben decken würden.

Der Hamburger Politik bescheinigte Schmidt-Trenz, „sich an die Spitze der Reformbewegung in der deutschen Hochschullandschaft gesetzt“ zu haben. Die Reformen wie die Einführung von Studienangeboten im Baukastensystem oder international vergleichbarer Bewertungssysteme müßten weiter vorangetrieben werden.

Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) bezeichnete den Vorschlag, die Hochschulen in Stiftungen umzuwandeln als „interessante Idee, die wir im Rahmen der Neufassung des Hamburgischen Hochschulgesetzes zur Diskussion stellen werden“. Die Steuerung der Unis will die Senatorin jedoch nicht ganz aus der Hand geben: „Bildung und Wissenschaft sind von allgemeinem Interesse und dürfen nicht dem alleinigen Spiel der Kräfte des Marktes überlassen werden.“ Uni-Chef Jürgen Lüthje stellte für die Landeshochschulkonferenz große Übereinstimmung zwischen den Zielen der Kammer und der Hochschulen fest.

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