: Retour: Champagner nach sechzig Jahren
■ Französische Botschaft wieder da. Bis zur Fertigstellung des Neubaus zieht S. E. Claude Martin in das schicke Provisorium „Haus Merkur“ in der Kochstraße. Verzögerungen am Pariser Platz. Institut Français sucht neue Räume
Nicht nur Bundesbauminister Franz Münfering (SPD) hat gestern die Umzugskisten in sein neues Hauptstadtdomizil an der Krausenstraße geschleppt. Auch Claude Martin, Frankreichs Botschafter in Deutschland, packte zur gleichen Zeit Kartons aus und freute sich, „wieder in Berlin zu sein“. Während Müntefering noch schwitzte, reichte Martin Champagner: „Wir wollten die ersten sein.“ 'auptstadt, bonjour.
Sechzig Jahre nach der Schließung der französischen Mission in Berlin 1939 residiert nun wieder die Botschaft der Gallier an der Spree – in einem Provisorium an der Kreuzberger Kochstraße 6 – 7 zwar, aber einem noblen: dem denkmalgeschützten Haus Merkur aus dem Jahre 1913. Die bisherigen Außenstellen in der Französichen Straße werden damit geschlossen, ebenso bis zum September die Räume in Bonn. Bis zur Fertigstellung des Neubaus am Pariser Platz bleibt der offizielle Sitz in der Kochstraße, ein Teil der Botschaftsangehörigen muß jedoch ins „Maison de France“ an den Kurfürstendamm ziehen.
„Wir werden zwei bis drei Jahre an der Kochstraße bleiben“, überraschte Martin. Während die Sicherheitsprobleme beim Neubau am Pariser Platz „geklärt sind“ – einige Fenster am Nachbargebäude werden verändert, damit man von dort nicht auf den Eingang des Gebäudes schießen kann –, verzögere nun der „feuchte Berliner Boden“ die Arbeiten am Pariser Platz. Derzeit werde die Baugrube aus „technischen Gründen gefestigt“, sprich: ein Debakel durch einströmendes Wasser wie beim Tunnelbau unter dem Tiergarten wollen Martin und das Quais d'Orsay nicht riskieren. Mit dem Rohbau könne jedoch erst im Herbst begonnen werden, sagte Martin. Die Fertigstellung sei „Ende 2001“ anvisiert.
Die Franzosen zeigten sich gestern als wahre Umzugsfans. Als nächste Einrichtung soll das Institut Français neue Räume erhalten und aus dem Maison de France ausziehen. Das Institut Français, sagte der Botschafter, werde, wie behauptet, bis dahin aber nicht geschlossen. Als Begründung für den Umzug führte Martin an, daß die Räume im Maison de France am Kurfürstendamm nicht nur zu klein seien. Es gebe auch „keinen Grund, kulturelle Einrichtungen in Botschaftsbauten zu lassen“, sagte Martin.
Der Standort des Instituts Français in der City West ist damit wohl perdu. Der Kurfürstendamm sei kein schlechter Platz, meinte Martin. „Aber wir suchen einen neuen Standort, wo Lebendigkeit herrscht, und suchen zugleich die Nähe zu Studenten.“ 'ackesche 'öfe, wir kommen.
Rolf Lautenschläger
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