Rücktritt nach umstrittener Rede

■  Die langjährigen Sprecher des Türkischen Bundes, Emine Demirbüken und Safter Cinar, sind zurückgetreten. Anlaß waren Differenzen über ausländerpolitische Rede Demirbükens

Emine Demirbüken und Safter Cinar sind nach einem Eklat als SprecherInnen des Türkischen Bundes Berlin (TBB) zurückgetreten. Die progressive Dachorganisation türkischer Migranten verliert damit zwei profilierte Persönlichkeiten, die neun Jahre den Verband nach außen vertreten haben.

Hintergrund sind Auseinandersetzungen um eine Rede, die Demirbüken am 16. Juni bei der Präsentation des Grundgesetzes in türkischer Übersetzung gehalten hatte. In ihrer Rede hatte sich Demirbüken, die hauptberuflich als Ausländerbeauftragte in Schöneberg tätig ist und der CDU angehört, ausländerpolitisch geäußert. Sie hatte insbesondere kritisiert, daß für die Zugehörigkeit zur deutschen Nation immer noch die deutsche Abstammung maßgeblich sei.

Bei dem Empfang, den der TBB gemeinsam mit dem Verlag ausrichtete, waren auch der Verfassungsgerichtspräsident Klaus Finkelnburg (CDU), Parlamentspräsident Herwig Haase (CDU) und die Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) eingeladen.

Während es aus dem TBB hieß, Verfassungsgerichtspräsident Finkelnburg habe auf die Rede verärgert reagiert, sagte Demirbüken, sie habe anschließend ein längeres, freundliches Gespräch mit Finkelnburg geführt. Er sei über ihre kritischen Worte überrascht, aber nicht verärgert gewesen.

TBB-Sprecher Safter Cinar entschuldigte sich jedoch in einem Schreiben an Parlamentspräsident Haase und Verfassungsgerichtspräsident Finkelnburg persönlich für Demirbükens Rede. Der Redebeitrag sei „inhaltlich und von ihrer Diktion dem Anlaß völlig unangemessen“ gewesen.

Dieses Vorgehen stieß im TBB-Vorstand auf Kritik, erklärte gestern ein führender TBB-Funktionär. Der Vorstand habe beide Sprecher aufgefordert, ihr Amt niederzulegen, da sie beide durch „politische Fehler“ dem Türkischen Bund geschadet hätten. Daraufhin erklärten Demirbüken und Cinar am Donnerstag vergangener Woche ihren Rücktritt aus dem Vorstand. Demirbüken sagte, sie habe im Vorstand keine Ebene der Zusammenarbeit mehr gesehen. Sie stehe dem TBB aber jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Der Rücktritt der beiden Sprecher hat innerhalb der Organisation einige Unruhe ausgelöst. Nach Angaben von Demirbüken haben zwei Mitgliedsvereine aus Kritik am internen Umgang miteinander ihre Mitgliedschaft auf Eis gelegt.

Am vergangenen Sonntag wählte der Vorstand drei neue SprecherInnen, die in der deutschen Öffentlichkeit bislang weitgehend unbekannt sind: Eren Ünsal, Nurdan Kütük und Cumali Kangal. Dorothee Winden