: Shuttledienst von Makedonien nach Pristina
■ Jetzt bringen Busse des UNHCR Flüchtlinge zurück ins Kosovo. Der Flughafen von Pristina ist bald einsatzbereit. Für die UCK lief in der Nacht die Demilitarisierung an
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat gestern mit der organisierten Rückführung der Kosovo-Flüchtlinge begonnen, nachdem bereits 416.000 Vertriebene auf eigene Faust zurückgekehrt sind. Die ersten zehn Busse brachten 325 Flüchtlinge aus dem makedonischen Lager Stenkovac nach Priština, darunter zahlreiche Frauen und Kinder.
Auf die UN-Hilfe sind alle Flüchtlinge angewiesen, die ohne eigene Fahrzeuge in die Nachbarländer geflohen sind. Heute sollen laut UNHCR die ersten Flüchtlinge aus Albanien nach Prizren gefahren werden. Bisher sind aus Sicherheitsgründen nur die Städte Priština, Urosevac und Prizren von der KFOR für organisierte Rückführungen freigegeben worden.
Mit der Ankunft der ersten UN-Polizisten und Vorbereitungen für die Ernennung neuer Richter hat im Kosovo der Aufbau einer zivilen Ordnung begonnen. 35 Polizisten trafen in der Nacht zum Montag im Kosovo ein. Sie sollen in Priština im Laufe der Woche das künftige Hauptquartier der UN-Polizei (IPTF) im Kosovo errichten und als Berater der KFOR zugeordnet werden.
Die Polizisten hatten bisher für die UN-Polizei in Bosnien gearbeitet. Sie stammen aus neun Ländern: Argentinien, Bulgarien, Kanada, Chile, Estland, Pakistan, Portugal, Rumänien und den USA.
Zugleich hat die UN-Mission im Kosovo (UNMIK) gestern die Ernennung neuer Richter im Kosovo vorbereitet. Sieben Rechtsexperten, darunter ein Serbe aus dem Kosovo und drei internationale Juristen, seien vereidigt worden. Die drei kosovo-albanischen Vertreter in dem Gremium sind Richter, die bis 1991 ihr Amt in der Provinz ausgeübt hatten.
KFOR-Einheiten versuchten weiter, Brandstiftungen und Plünderungen zu verhindern. In der Nacht standen mehrere Häuser in Priština in Flammen. Gegen 3 Uhr 30 erhielt die KFOR Informationen über brennende Häuser in Pec, sagte ein Sprecher. Eine italienische Patrouille habe dort drei Verdächtige festgenommen. Niederländische Einheiten vertrieben in der Region um Orahovac Plünderer.
Für die UÇK lief um Mitternacht die Frist zur Abgabe ihrer schweren Waffen ab. „Von Mitternacht an muß die UÇK gesicherte Waffenlager einrichten, die von der KFOR registriert und überprüft werden“, sagte ein KFOR-Sprecher. Ab heute darf die UÇK außerhalb der festgelegten Gebiete keine Uniformen, Abzeichen oder Waffen mehr tragen. Ausnahme sind ranghohe Vertreter und ihre Leibwächter.
Bis zum 26. Juli müssen alle UÇK-Kämpfer, die nicht aus dem Kosovo stammen, abgezogen werden. Bis zum 20. September, oder 90 Tage nach Unterzeichnung des Abkommens, müssen alle UÇK-Kämpfer die Demilitarisierung abgeschlossen haben.
Rußland hat gestern drei Transportmaschinen mit Soldaten, Technikern, Lebensmitteln und Medikamenten ins Kosovo geschickt. Die Stationierung des Hauptteils der 3.616 Mann starken russischen Kosovo-Truppe werde erst in einigen Tagen anlaufen, hieß es.
Die russischen Techniker sollen den seit mehr als zwei Wochen von russischen Militärs besetzten Flughafen Slatina bei Priština in den nächsten Tagen für den Flugverkehr einrichten. Bis Samstag werde er noch geschlossen sein.
Die Beziehungen der russischen Einsatzkräfte zur Nato beschränkten sich auf das für den KFOR-Einsatz notwendige Maß, sagte Außenminister Igor Iwanow in Moskau.
Bevor sich das ändere, müsse es Antworten auf eine Reihe von Fragen zur Militäraktion der Nato gegen Jugoslawien geben, sagte Iwanow. Rußland hatte die Beziehungen zur Allianz nach Beginn der Luftangriffe gegen Jugoslawien unbefristet eingefroren.
dpa/afp
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