: Nordiren hart wie immer
■ Die Nordirland-Verhandlungen drehen sich munter in der Quadratur des Kreises
Dublin (taz) – John de Chastelain glaubt, daß die Irisch-Republikanische Armee (IRA) und andere paramilitärische Organisationen in Nordirland bis Mai 2000 vollständig abrüsten werden. Der kanadische General, der die internationale Abrüstungskommission für Nordirland leitet, legte gestern mittag seinen Bericht vor. Er erwartet, heißt es darin, daß die IRA die entsprechenden Vorschläge ihres politischen Flügels Sinn Féin absegnen werde. Die anderen würden dann nachziehen.
Sinn Féin hatte am Donnerstag abend erklärt, sie sei zuversichtlich, die IRA zur Übergabe der Waffen bis Mai 2000 bewegen zu können. Sinn Féin „erkennt an, daß alle Parteien, die das Belfaster Abkommen vom Karfreitag 1998 unterzeichnet haben, verpflichtet sind, die Abrüstung zu unterstützen“. Sinn-Féin-Vize Martin McGuinness sagte: „Weiter können wir nicht gehen.“
Für die Unionisten war es dennoch nicht weit genug. Da Sinn Féin darauf bestehe, daß die IRA eine separate Organisation sei, reiche die Erklärung nicht aus, um seine Partei zufriedenzustellen, sagte Unionistenchef David Trimble. „Wir können warten, bis es Beweise gibt, daß die IRA ihre Waffen abgeben wird“, sagte er. „Die Alternative wäre, Terroristen ins Herz der Regierung zu lassen.“
Der britische Premierminister Tony Blair und sein irischer Kollege Bertie Ahern schlugen den Unionisten vor, in beiden Ländern Gesetze zu verabschieden, die Sanktionen gegen Sinn Féin für den Fall festlegen, daß die IRA nicht abrüstet. Das stieß wiederum bei Sinn Féin auf Ablehnung.
Während die Nordirland-Verhandlungen also weitergingen, ist gestern die Gegend um die Kirche von Drumcree bei Portadown, wo morgen die verbotene protestantische Oranier-Parade stattfinden wird, wie ein Schlachtfeld ausgebaut worden. Britische Soldaten zogen Gräben, bauten Stahlwände auf und befestigten Sandsäcke sowie dreireihigen Stacheldraht. Polizeichef Ronnie Flanagan rechnet mit massiven Ausschreitungen. Ralf Sotscheck
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen