: Ein Kuß fürs grüne Dornröschen
Der Altonaer Volkspark soll wieder ein Park fürs Volk werden ■ Von Gernot Knödler
Das Bekannteste am Volkspark ist das gleichnamige Stadion des HSV. Zwar wohnen in einem Drei-Kilometer-Kreis rund um Hamburgs größten Park 145.000 Menschen. Doch die Leute aus Eidelstedt, Lurup und Osdorf, aus Altona, Ottensen und Eimsbüttel nutzen ihn nur wenig: Lediglich 500 Menschen besuchen den Park an einem normalen Wochentag, schätzt die Beratungsfirma Konsalt, an warmen Sommerwochenenden könnten es auch mal 2000 werden. „Eigentlich wissen nur Eingeweihte, wo der Volkspark ist“, stellte die Gutachterin Margit Bonacker fest. Und nur Eingeweihte wüßten, wo die interessanten Ecken seien.
Zusammen mit Bonacker radelte gestern Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) durch die 1,7 Quadratkilometer kühler Buchenwälder, Spielwiesen und Ziergärten. Die Gutachter hatten im Auftrag seiner Behörde herausfinden sollen, warum der Park trotz dieser Schönheiten schwach besucht wird und was dagegen getan werden könnte. „Der Volkspark ist wie Dornröschen, das wachgeküßt werden muß“, sagte Porschke.
Da wäre zunächst das Problem der Erreichbarkeit: Die A7 Richtung Kiel und Flensburg schneidet seit 1968 die Stadtteile ab, für die der Park einmal gebaut worden war. Wer aus Bahrenfeld, Ottensen oder Altona in den Buchenwald kommen möchte, dem stehen nur wenige, stark befahrene Straßen zur Verfügung; wer aus Osdorf kommt, muß unfreundliche Gewerbegebiete durchqueren.
Schlappe zwei Buslinien tangieren den Volkspark im Osten und im Westen. Vom S-Bahnhof Stellingen geht man eine Viertelstunde zu Fuß. Kein Wunder, daß die GutachterInnen feststellten, daß 61 Prozent der Parkbesucher mit dem Auto kommen, 29 Prozent mit dem Rad und nur 19 Prozent zu Fuß.
Wenn der HSV ein Heimspiel bestreitet, wälzt sich eine Blechlawine auf die Wiesen am Hellgrund- und Vorhornweg. Was aus ihnen werden soll, wenn einmal die Mehrzweckhalle „Arena“ gebaut ist und statt 20 Massenveranstaltungen im Jahr 200 stattfinden, weiß niemand. Ein Verkehrskonzept für die Arena steht aus. „Seien Sie auch behutsam mit der Substanz, die hier vorhanden ist“, warnte Bonacker den Senator.
Doch die Substanz läßt zu wünschen übrig: 35 Prozent der Befragten fehlen öffentliche Toiletten, womöglich mit Duschen und Wickelräumen. Am zweithäufigsten wird das Schwimmbad vermißt, das für den Umbau des Volksparkstadions plattgemacht wurde. Ein neues Schwimmbad war als Teil der Mantelbebauung für die Mehrzweckhalle im Gespräch.
Leute um die 20 vermissen laut Gutachten vor allem Sporteinrichtungen. Angemahnt wurden auch Wegweiser und Infotafeln sowie Notrufsäulen für Unfälle in abgelegenen Teilen des Parks. Nicht einmal vor dem Ruf nach Rangern für die Altonaer Wildnis schreckten manche zurück.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre wollen Umweltbehörde und Bezirk die Erkenntnisse aus dem Gutachten umsetzen. Für fast alles, was Geld kostet, will der Umweltsenator Sponsoren bemühen.
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