: Verluste in Leipzig
■ Messe kommt nicht aus dem Tief und wird mit 30 Millionen Mark subventioniert
Leipzig (taz) – „Nun zeigt's denen doch mal!“ forderte Bundespräsident Roman Herzog, als er im April 1996 das neue Messegelände Leipzig eröffnete. 1,3 Milliarden Mark waren in lichtdurchflutete Hallen und moderne Infrastruktur investiert worden. Doch drei Jahre später hat man es „denen“ immer noch nicht gezeigt. Gestern stellte die Leipziger Messe GmbH ihre Bilanzzahlen 1998 vor. Das Unternehmen sei auf dem Weg zur Stabilisierung.
Konkret heißt das: Man schreibt weiterhin rote Zahlen. Der Umsatz betrug 1998 129,2 Millionen Mark, was knapp unter den 130,4 Millionen des Vorjahres liegt . Der Verlust betrug 12,9 Millionen Mark – laut Geschäftsführer Wolfgang Bildstein etwa die Summe wie 1997. Die Zahl der Aussteller sieht der Messechef als „gestiegen“ an. Zu den 31 Messen des vergangenen Jahres kamen 12.350 Aussteller aus 80 Ländern. 1997 waren es 11.930 aus 79 Ländern. Allerdings – und darauf verweist die Geschäftsführung nicht – fanden da auch nur 27 Messen statt.
Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Messegesellschaft, hatte zum Start der Neuen Messe die Richtung vorgegeben: Leipzig werde sich zum „zentralen Marktplatz des Ost-West-Handels“ entwickeln. Um den Betrieb mit etwa 300 Beschäftigten auch 1999 am Leben zu halten, müssen die Gesellschafter – Sachsen und Leipzig – etwa 30 Millionen Mark zuschießen. Der sächsische Finanzminister richtete sich inzwischen auf einen zweistelligen Millionenbetrag ein, den er in der nächsten Dekade jährlich zuschustern muß.
Daran wird wohl auch die Notbremse nichts ändern, die die Gesellschafter im Dezember zogen: Nach acht Jahren mußte Messe-Chefin Wohlfarth gehen. Experten sollen auf dem umkämpften Messemarkt ein neues Konzept erarbeiten. Mit dem „Fünf-Jahr-Plan“ soll mittelfristig das finanzielle Minus getilgt werden. Als erstes strichen sie 1999 zwei Messen. Das allerdings vergrößert ein Dilemma: Die 61.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind nur halb so oft vermietet wie bei vergleichbaren Konkurrenten. Prominente Veranstaltungen fehlen, denn die Buchmesse und die profitable Auto Mobil International müssen sich gegen die Konkurrenz erwehren. Nick Reimer
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