piwik no script img

Querspalte

■ Das Schweinesystem

Oswald Metzger heißt der Mann also. Sitzt im Bundestag und will einmal ein ganz wichtiger Politiker werden. Dafür muß er ab und zu eine Sau durchs Dorf treiben, wie man als angehender wichtiger Politiker so sagt. In seiner Partei darf Metzger das mit der Sau allerdings nicht zugeben. Die Grünen sind nämlich per Definition ganz besonders demokratisch, menschlich, edel und hilfreich.

Wie bei allen Saubermännern, sieht es auch bei den Grünen in Wirklichkeit natürlich ganz besonders mies aus. Dort geht es zu wie im Schweinestall, erzählen manche: Noch mieser als die etablierten Mitbewerber tricksen, treten und mobben sich die Ökos – Solidarität, Mitmensch- und Mitfraulichkeit immer im Munde. Zu sehr dürfen sich die „lieben Freundinnen und Freunde“ allerdings in der Öffentlichkeit nicht zur Sau machen. Denn das kommt nicht an. Die Antiparteienpartei, die einst an die Tröge wollte, ohne im Dreck zu wühlen, hat deshalb die letzten echten Wildschweine längst ausgetrieben. Die Selbstdomestikation – ein einmaliger Vorgang in der Evolution – gelang im grünen Stall perfekt. Die Partei der glücklichen Schweine landete schließlich sogar an der Regierung.

Damit das gutgeht, muß man vor allem den alten Stall abreißen, aus dem immer noch gegrunzt wird. Einer, der seine Borsten demonstrativ auf den Lippen trägt, ist da natürlich im Weg. Einige Grüne wünschen ihrem Umweltminister offenbar die Schweinepest an den Hals. Kürzlich haben sich gleich vierzig Ferkel in ihn verbissen.

Aber keine Sorge – im grünen Saustall wird anders als auf deutschen EU-Höfen nicht gekeult. Hier wird fortschrittlich entsorgt. Wer vom Kanzler den Stempel „Dauersau“ kriegt, dem geht's nicht an den Schinken. Der wird nur öffentlich zur Tofu-Wurst verarbeitet – natürlich vom Öko-Metzger. Robin Alexander

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen