: Kernsätze gegen AKWs
■ Gutachten belegt die Wirtschaftlichkeit des kurzfristigen Atomausstiegs der HEW
Der Befund ist eindeutig: „Die kurzfristige Abschaltung“ der Atomkraftwerke Stade und Brunsbüttel „ist aus wirtschaftlichen Gründen dringend zu empfehlen“. So lautet einer der „Kernsätze“ eines Gutachtens der Berliner Beratungsgesellschaft LBD und des Öko-Instituts Freiburg für den rot-grünen Hamburger Senat. Ein zweiter „Kernsatz“ der Expertise, die Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) gestern vorstellte, ist mindestens genauso gewichtig: „Der kurzfristige Ausstieg aus der Kernenergienutzung und die Errichtung von GuD ist für die HEW mit deutlichen wirtschaftlichen Vorteilen verbunden.“
Die Expertise packt die Hamburgischen Electricitätswerke dort, wo sie sich unverwundbar wähnten. In mehreren Berechnungsvarianten wird nachgewiesen, daß der Ersatz der HEW-Atommeiler durch Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke (GuD) die Stromproduktion von mehr als zehn Pfennigen pro Kilowattstunde auf knapp vier Pfennige verbillige. Zudem würde bei Stillegung aller vier AKWs ein Barwertgewinn von 254 Millionen Mark entstehen, bei Abschaltung nur der besonders unökonomischen Altreaktoren Stade und Brunsbüttel sogar von 470 Millionen Mark (siehe ausführlichen Bericht Seite 8).
Umweltsenator Porschke forderte gestern die HEW zu einer „ernsthaften Auseinandersetzung mit diesem Gutachten auf“. Denn laut Satzung ist der Konzern zum Ausstieg verpflichtet, „sofern dies wirtschaftlich vertretbar ist“.
Daran hat GAL-Energieexperte Axel Bühler keinen Zweifel mehr. Die These von „volkswirtschaftlichen Nachteilen beim Atomausstieg erweist sich jetzt als Gespensterdebatte“, kommentierte er zufrieden. Und Lutz Jobs von der Regenbogen-Gruppe forderte HEW-Chef Manfred Timm süffisant auf, den Beweis anzutreten, „daß ihm das wirtschaftliche Wohl seiner Aktionäre wirklich am Herzen liegt“.
Auch die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Renate Vogel, attestierte der Expertise eine „plausible und solide Grundlage“. Sie warte jetzt „gespannt auf die Reaktion der HEW“.
Sven-Michael Veit
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