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USA gegen Afghanistan

■ Washington geht mit Sanktionen gegen die Schutzmacht von Ussama Bin Laden vor

Delhi (taz) – Die USA haben Sanktionen gegen Afghanistan verhängt. In Zukunft sind alle Wirtschaftsbeziehungen mit den Taliban untersagt. Zudem werden die USA versuchen, Auslandvermögen der Taliban einzufrieren. US-Präsident Clinton begründete die Maßnahmen mit dem Schutz, den die Taliban Ussama Bin Laden gewähren, dem mutmaßlichen Urheber der Attentate auf die US-Botschaften in Ostafrika im letzten August. Taliban Führer Mullah Omar behauptete zunächst, seine Kämpfer wüßten nicht, ob Bin Laden noch im Land sei. Angesichts der zahlreichen Indizien einer Anwesenheit Bin Ladens im Raum Dschalalabad nahe der pakistanischen Grenze gab Taliban-Sprecher Wakil Ahmad Mutawakil dann am Donnerstag bekannt, Bin Laden befinde sich tatsächlich in Afghanistan. Die Vorwürfe der USA seien haltlos, die Taliban aber bereit, sie durch ein afghanisches Gericht zu überprüfen.

Die US-Sanktionen zeigen auch die wachsende Frustration gegenüber einem Regime, das keine Anzeichen zeigt, sich von seiner „revolutionären“ Phase zu emanzipieren. Die Taliban setzen ihre menschenfeindliche Politik fort, die nach wie vor am härtesten ethnisch-religiöse Minderheiten und Frauen trifft. Als die Taliban am 9. Mai das zentrale Hochland des Hazarajat zurückeroberten, soll es zu Erschießungen über Folterungen bis zum Abbrennen von Wohnstätten schiitischer Hazaras gekommen sein. Die Taliban gehen systematisch gegen die aufkeimende Opposition in den Resten der afghanischen Zivilgesellschaft vor. Schon letztes Jahr hatten sie 200 prominente Bürger verhaftet, denen sie vorwarfen, den Sturz der Regierung zu betreiben. Laut amnesty international befinden sich die Hälfte von ihnen noch in Haft, viele wurden gefoltert. Die Taliban sollen auch Kinder als Geiseln genommen haben, die erst freigelassen wurden, wenn sich ihre Väter stellten.

Ein weiteres Motiv für die US-Sanktionen ist die Einsicht, daß die Taliban mit ihrer Propagierung einer bewaffneten islamischen Revolution auch die Nachbarstaaten immer stärker unterwandern. Einem Bericht der pakistanischen Zeitung The News zufolge ist der Name „Ussama“ in der paschtunischen Grenzprovinz Pakistans inzwischen die erste Wahl bei der Namensgebung von Neugeborenen sowie von Geschäften und Firmen. Das Detail ist symptomatisch für das Reservoir an Sympathien und potentiellen Kämpfern, über das die Taliban in einem Land verfügen, das bei ihrer Entstehung Pate stand. Die religiöse Begründung ihres Kampfes verbietet ihnen ohnehin eine Anerkennung nationaler Grenzen.

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