: Verdrängung wirkt
■ Entspannte Lage: Die Hamburger Polizei, die Drogenszene und die Schanze
Die Drogenlage im Schanzenviertel hat sich nach Einschätzung der Polizei entspannt. „Die Verhältnisse sind viel weniger schlimm als 1997“, sagte Gerhard Ruschmeyer, der Leiter des Polizeireviers Sedanstraße am Dienstagabend vor dem Eimsbütteler Kerngebietsausschuß. Ruschmeyer schrieb die Verbesserung dem Handlungskonzept des Senats zu, das eine Verdrängung der Drogenszene vorsieht. Die Polizei sei dort verstärkt aufgetreten, wo besonders viele Drogen gehandelt und konsumiert wurden – nicht nur in der Schanze, sondern auch am Hauptbahnhof. Dieses Vorgehen habe gewirkt.
Die Nachfrage nach Drogen habe sich allerdings nicht verändert, räumte Ruschmeyer ein. Nach wie vor gebe es „einige Tausend Konsumenten harter Drogen in Hamburg“, so der Revierleiter. Dealer und Junkies wichen „weiträumig“ aus. Nahezu jeder S-Bahnhof werde heute für kleine Drogengeschäfte genutzt.
Am U- und S-Bahnhof Sternschanze zählte die Polizei nach Angaben Ruschmeyers bis zu 30 Dealer, meist junge Schwarzafrikaner, von denen aber höchstens zehn gleichzeitig Geschäfte zu machen versuchten. Im dem Gebiet des Sternschanzenparks bis zur Wegspinne herrsche zur Zeit „absolute Ruhe“. An den Tischtennisplatten und am Spielplatz dagegen versammelten sich regelmäßig zwei Gruppen von AfrikanerInnen mit Kindern. „Die Dealer nutzen den Ort hier als Ruheraum“, vermutet Ruschmeyer.
Gegenwärtig liegen der Polizei Beschwerden von einem Gewerbetreibenden vor, der seine Geschäfte durch die Trinker in der Schanzenstraße gefährdet sieht. Ein anderer dagegen beantragte erfolglos eine Verlängerung seiner Ladenöffnungszeit. Die Polizei hatte sie verkürzen lassen, um einer gemischten Gruppe aus Obdachlosen, Junkies und Alkoholikern den Treffpunkt zu nehmen. knö
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