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Wie von Geisterhand bewegt

HHLA präsentiert gigantisches Abfertigungssystem für Altenwerder  ■ Von Gernot Knödler

Geisterhaft wird es zugehen auf dem Gebiet des früheren Dorfes Altenwerder, wenn im Herbst 2003 der neue Container-Terminal in Betrieb gehen wird. Riesige Greifer werden die Blechschachteln von den Schiffen heben und an führerlose Laster übergeben, die sie zum Lager fahren, wo sie von automatischen Kränen gestapelt werden. Menschen werden in dem rechnergesteuerten System nur am Rande auftauchen. Die Verkehrsfläche der Laster wird für Menschen sogar komplett gesperrt sein.

Nachdem Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) am 17. Mai mit einem symbolischen Rammschlag den Bau des umstrittenen Containerhafens eröffnet hatte, stellte die Hamburger Hafen- und Lagerhaus Aktiengesellschaft (HHLA) gestern ihr Konzept für den Container-Umschlag vor.

An einer 1400 Meter langen Kaimauer werden vier Liegeplätze für die Super-Postpanmax-Containerschiffe gebaut – bereits die zweite Generation von Schiffen, die nicht mehr in die Schleusenkammern des Panama-Kanals passen. Alle hundert Meter läßt die HHLA dazu passende Containerbrücken errichten. Ihre älteren Geschwister nehmen bereits in diesen Wochen am Containerterminal Burchardkai die Arbeit auf: 72 Meter hoch, mit einer Spurweite von 35 Metern, können sie 53 Tonnen schwere Kisten 37 Meter hoch heben und mit ihrem Ausleger auch die letzte Containerreihe eines Super-Postpanmax-Pottes bedienen.

Den Platz der dörflichen Backsteinhäuser werden 22 Lagerblöcke im Format 10 mal 37 mal vier Standardcontainer einnehmen. Lastwagen werden auf satten acht Spuren auf das Gelände rollen und direkt an den Lagerblöcken Container aufnehmen.

Ganz im Westen wird es auch einen Bahnhof geben: Auf sechs Gleisen können 700 Meter lange Züge beladen werden. Später sollen dort auch einmal Container vom Lkw auf die Bahn und umgekehrt verladen werden können.

Mehr als 600 Millionen Mark wird sich die HHLA diese Show kosten lassen. Die Voraussetzung dafür schuf die Stadt, indem sie das Dorf Altenwerder gegen alle Widerstände plattmachte und sich ein Finanzierungsmodell einfallen ließ: Mit dem Erlös aus den Grundstücken der künftigen Hafen-City soll der Terminal in Altenwerder bezahlt werden.

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