: Die Agenda 21 stellt sich vor
■ 40 Projekte und drei Jahre Arbeit „erlebbar gemacht“ – Agenda 21 zieht Bilanz / Ausstellung in der Unteren Rathaushalle
Drei Jahre diskutieren, Projekte anbahnen und weiter diskutieren. Für die lokale Agenda 21 Bremen ist damit die Zeit gekommen, Bilanz zu ziehen: 40 Projekte und Initiativen präsentieren jetzt in einer Ausstellung. Um ihre Agenda-Arbeit „erlebbar zu machen“.
Denn daran hat bislang vieles gekrankt: Was eigentlich ist die Agenda, und was bitte schön meint das Zauberwort Nachhaltigkeit? Das ist oft nicht klar geworden. „Ein unheimlicher Begriff“, gesteht auch Umweltsenatorin Tine Wischer und führt Übersetzungsschwierigkeiten an. Was seit der Rio-Konferenz 1992 als „sustainable development“ verkauft wird, meint: „wir können mit unserer Umwelt nicht so umgehen, daß unsere Kinder das Nachsehen haben“.
Die Ausstellung soll deshalb zeigen wie man seine Bedürfnisse ökologisch korrekt befriedigen kann. Dritte-Welt-Laden und Bauernmarkt zeigen hier ihre Produkte. „Richtig nachhaltig“ lobt Geschäftsführerin Rita Kellner-Stoll. Das Frauen-Wohnprojekt Beginenhof stellt sich vor, das Verkehrsprojekt ZEUS ebenso: Alles ganz „wunderbare Zukunftsprojekte“. Für Kellner-Stoll sind das „Mutmach-Beispiele“: Der Beleg, daß „jeder Einzelne was machen kann.“
Nicht ganz so ermutigend haben manche Agenda-Aktive die Arbeit in der Vergangenheit gesehen. Endlose „Laberrunden“, geringe politische Realisierungschancen und eine ureigene Agenda-Bürokratie warfen sie den Organisatoren vor. Den Vorwurf der Bürokratisierung kann Kellner-Stolk noch „gut nachvollziehen“. Ansonsten aber schiebt sie unbeirrt alle Kritik auf das für Bremen typische Selbstmitleid: Andere Städte würden voller Neid auf die Agenda-Projekte in Bremen sehen. „Wir haben erstaunlich viel erreicht in den drei Jahren.“
Eine selbstkritische Bilanz steht dennoch an: Zwei Workshops befassen sich derzeit mit der Krise der Organisation, nachdem beteiligte Vereine mit Ausstieg gedroht hatten (die taz berichtete). Nach dem ersten Workshop werde es „radikale Veränderung“ aber nicht geben, glaubt Kellner-Stoll. Die Tendenz gehe aber in Richtung Modifikation. Ganz konkret wird das aber erst auf dem zweiten Workshop am 22. Juli besprochen. pipe
Die Ausstellung ist vom 16. bis 31. Juli in der Unteren Rathaushalle zu sehen. Ein Umwelt-Infotag erwartet die Besucher am heutigen Samstag mit Beratung zu Umweltberufen und umweltgerechter Schädlingsbekämpfung. Außerdem: Surfen „im nachhaltigen Internet-Café“.
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