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Widerstand: Idol der Bundeswehr

Kanzler Schröder und Minister Scharping sprechen beim Rekrutengelöbnis in Berlin. Trotz massiven Polizeiaufgebots demonstrieren Gelöbnisgegner  ■   Von Jutta Wagemann

Berlin (taz) – Alle Politiker waren sich einig: Der 55. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler war eine gute Wahl für das öffentliche Gelöbnis in Berlin. „Dies ist der richtige Tag“, sagte Bundespräsident Johannes Rau gestern bei einem Gottesdienst in der Gedenkstätte Plötzensee. Dort hatten die Nationalsozialisten 2.500 Menschen hingerichtet, darunter auch 89 Widerständler aus dem Kreis um den Initiator des Hitler-Attentats, Claus Graf Schenk von Stauffenberg.

Höhepunkt des Tages war das öffentliche Gelöbnis von 430 Rekruten am Abend in der Nähe des Bendlerblocks, das unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen stattfand. Rund 1.160 Polizisten waren im Einsatz. Mehrere hundert Gelöbnisgegner waren gekommen, um unter dem Motto „Deutschland wiedergutgelobt“ zu demonstrieren. Eine Stunde vor Beginn der Feier bewegte sich der Protestzug Richtung Bendlerblock. Allerdings war das Gelände so weiträumig abgesperrt, daß die Demonstranten die Feier kaum stören konnten. Die „Mörder-Mörder“-Rufe der Vereidigungsgegner waren aber bei dem Gelöbnis deutlich zu hören. Am Rande der Demonstration kam es zu Rangeleien. Bis gestern abend wurden nach Polizeiangaben sieben Personen festgenommen.

Gerhard Schröder würdigte in seiner Rede den deutschen militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die Hitler-Attentäter um Oberst Stauffenberg hätten den Mut bewiesen, der der Bundeswehr Vorbild sei. Schröder verteidigte auch den für das umstrittene Gelöbnis gewählten Ort in der „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ im Bendlerblock. „Unsere Bundeswehr ist tatsächlich eine Friedensstreitmacht“, erklärte der Kanzler: „Sie ist keine Eroberungsarmee, die andere Länder unterwirft.“

Verteidigungsminister Scharping (SPD) sagte, er ehre all jene, die ihren Widerstand gegen das Nazi-Unrecht mit dem Leben bezahlen mußten. Die Bundeswehr, erklärte Scharping, stehe in der Tradition des Widerstands, nicht der der Wehrmacht. „Demokratie ist verletzlich, sie muß geschützt werden.“ Wenn Bürger teilnahmslos zusähen, könne Extremismus die demokratische Ordung unterwandern. Auch Massenmorde wie im Kosovo dürften nicht zugelassen werden. Für die Bündnisgrünen nahm an der Veranstaltung deren verteidigungspolitische Sprecherin Angelika Beer teil.

Der Bendlerblock war Stauffenbergs Dienstsitz. Er und zwei weitere Offiziere wurden in der Nacht des 21. Juli 1944 im Hof des Gebäudes erschossen. Mittags hatte Rau in der Gedenkstätte einen Kranz niedergelegt.

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