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Burgfriede wieder hergestellt

■ Gastronomen jubeln: Mit Sperrstunde ist „alles wie früher“

Die Gastwirte im Viertel und an der Schlachte atmen auf: Endlich dürfen sie die Kneipenschwärmer wieder bis 24 Uhr unter freiem Himmel verköstigen. Damit lösen sich die wochenlangen Querelen um den Zapfschluß in Wohlgefallen auf.

Die Bürgerschaft hatte erst vor einer Woche ihren Willen für eine Sperrstunde um Mitternacht bekundet. Schon jetzt ziehen die Gastronomen positive Bilanz: Die verstärkten Kontrollen der letzten Zeit hätten aufgehört, beobachtet zum Beispiel Uwe Haase, der Betreiber des „Litfass“ im Ostertorsteinweg. Probleme mit Ordnungshütern, die die Gäste schon um 23 Uhr in die Innenräume schicken wollen, haben er und seine Kollegen keine mehr. „Im Prinzip ist alles wieder wie früher“, freut sich der Viertel-Wirt.

Früher – das war vor dem Beschluß des Stadtamtes, auf die punktgenaue Umsetzung der Gaststättenverordnung zu pochen. Vor fünf Wochen flatterten plötzlich mehreren Gastronomen im Viertel und an der Schlachte behördliche Abmahnungen ins Haus: Zum Schutze der Anwohner sollte gesetzestreu eine Stunde vor Mitternacht Zapfenstreich sein. Andernfalls drohe der Lizenzverlust.

Inzwischen haben Stadtamt und senatorische Behörde zurückgesteckt. Auf Druck von Seiten der Wirte und der Politik arbeiten sie jetzt an einen neuem Konzept für die Außengastronomie. Stadtamtsleiter Hans-Jörg Wilkens sieht ein, daß mit Blick auf das EXPO-Jahr 2000 ein Zapfschluß zur Geisterstunde angemessener ist – und auch für diese Saison will er vor 24 Uhr noch einmal beide Augen zudrücken. „Ich hoffe, daß der Streit damit beigelegt ist“, sagt er.

„Das ist ja beinahe ein Sieg auf ganzer Linie“, freut sich Litfass-Betreiber Haase. „Meine Kollegen und ich haben uns schon mal zugeprostet, als wir von dem Beschluß gehört haben.“ Etwas verhaltener hingegen reagieren Wirte an der Schlachte. Die ganze Debatte sei von den Medien überbewertet worden, beschwichtigt Heinrich Behrmann vom „kuma-san“. Er findet: „So was wie einen Kneipenstreit hat es nie gegeben.“ Dennoch bewertet auch Behrmann den Bürgerschaftsbeschluß und dessen Konsequenzen positiv: „Endlich haben auch die Behörden die allgemeine Aufbruchsstimmung in Bremen erkannt.“

Die neuen Richtlinien werden dem Senat und der Bürgerschaft allerdings erst im Oktober präsentiert. Spätestens im Expo-Jahr wollen sich die Bremer dann legal eine Stunde länger weltoffen geben. tin

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