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■ Ein Haus mit Geschichte
Das Haus der Demokratie in der Friedrichstraße 165 in Berlin-Mitte: 1887/88 wurde es als Ausschankgebäude der Pschorr-Brauerei errichtet. Nach 1941 war es im Besitz des Oberschlesischen Steinkohlesyndikats und damit gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Teil der Hermann-Göring-Werke. 1949 wurde das Syndikat von der Sowjetischen Militäradministration enteignet, das zerstörte Haus wurde wiederaufgebaut. Von 1966 bis 1989 saß dort die SED-Kreisleitung.
Im Dezember 1989 stellte der Zentrale Runde Tisch der DDR das Haus der Bürgerrechtsbewegung zur Verfügung. Doch der noch zu DDR-Zeiten vereinbarte Kauf kam nie zustande. Die Treuhandanstalt, die Parteienvermögenskommission und Restitutionsansprüche blockierten dieses Ziel. Zudem war es äußerst schwierig, die unterschiedlichen Gruppierungen sowie die Interessen der 1992 gegründeten Stiftung „Haus der Demokratie“ und des Hausvereins, der einen Großteil der Initiativen vertritt, unter einen Hut zu bringen.
1998 verkaufte die Treuhandnachfolgerin BvS das Haus für etwa 14 Millionen Mark an den Beamtenwirtschaftsbund – als zukünftiger Sitz des Deutschen Beamtenbundes (DBB). Der DBB kündigte den im Haus ansässigen Initiativen fristlos. So sollten die Voraussetzungen für ein Mietverhältnis mit der neu gegründeten Bundesstiftung „Aufarbeitung der SED-Diktatur“ geschaffen werden, die nach Sanierungsabschluß zwei Drittel der Räume erhalten soll. Untermietverträge mit den jetzigen Nutzern kamen nicht zustande, weil diese eine Weiterarbeit unter dem Dach des Beamtenbundes ablehnten. Schließlich einigte sich der DBB Anfang des Jahres mit den Nutzern darauf, ihnen die für Mietsubvention veranschlagten acht Millionen Mark auszuzahlen. Die Nutzer mußten sich verpflichten, das Haus bis Ende September zu räumen. Mit dem Geld und einem weiteren Kredit konnte die Stiftung nun eine Ersatzimmobilie in Prenzlauer Berg kaufen. Der Vertrag wurde am Freitag unterzeichnet.
Trotz der unsicheren Situation fanden in den vergangenen zehn Jahren eine Vielzahl von Veranstaltungen statt. Mit einem „Hör-Bild“ nach einer Erzählung von Simone de Beauvoir endet am 30. Juli der Veranstaltungreigen im alten Quartier. wahn
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