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Ein ungeschützter Blick kann zu Blindheit führen

■ Die Sonnenfinsternis soll nur mit einer speziellen Brille beobachtet werden

Wenn am 11. August Millionen Augenpaare fasziniert das Naturschauspiel Sonnenfinsternis betrachten, dürften nicht wenige Menschen Schäden riskieren, die bis zur Erblindung führen können. Augenärzte und Optiker warnen eindringlich vor einem ungeschützten Blick in die sich langsam verfinsternde und wiederaufleuchtende Sonne; eine Sonnenbrille oder eine geschwärzte Scheibe reichen nicht zum Schutz. Tatsächlich wird die empfindliche Netzhaut schon bei einem kurzen Blick in die Sonne ohne speziellen Sonnenfilter beschädigt, warnt der Bundesverbandes der Augenärzte Deutschlands. Die Spezialgläser sind bei den Optikern schon für vier bis fünf Mark zu erwerben.

Eine besondere Mahnung der Augenärzte geht an jene, die ein Fernglas, Teleskop oder Opernglas ohne geeigneten Schutzfilter benutzen. Für sie erhöht sich die Gefahr um ein Vielfaches. Die gefährlichen Strahlen fallen durch die Pupille ins Augeninnere, treffen auf die sehr empfindliche Netzhaut und rufen fotochemische Reaktionen hervor. Das Gewebe vernarbt, es entsteht ein bleibender Schaden, und da die Stelle des schärfsten Sehens, die Makula, davon betroffen ist, kommt es zum Verlust der zentralen Sehschärfe.

Auf Ablehnung unter Fachleuten stößt der Rat, es doch mit einer Schweißerbrille zu versuchen. Sie schützten zwar vor den kurzwelligen UV-Strahlen, absorbierten jedoch nicht die langwelligen Strahlen. Aus diesem Grund widerrief die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) eine erste Empfehlung in diese Richtung und rät jetzt nur noch zu speziellen Sonnen-Sicht-Brillen, die mit einer metallbedampften Polymere-Folie versehen sind. Die Folie hält nicht nur die Strahlung, sondern auch die für die Augen gefährliche Wärme ab. Besonders gefährdet sind Kinderaugen, da sie „klarer und lichtdurchlässiger“ als die von Erwachsenen sind.

Die Warnungen der Fachleute haben ihre Gründe: Nach der partiellen Sonnenfinsternis über Deutschland am 17. April 1912 diagnostizierten Augenärzte mehr als 3.000 Fälle von Augenveränderungen bei Patienten, die entweder mit bloßem Auge das Himmelsschauspiel beobachtet hatten oder mit unzureichendem Schutz. Trotz der Warnungen kamen die Augenärzte bei der partiellen Sonnenfinsternis im Juni 1954 zu einem ähnlichen Ergebnis. AFP

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