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Private Sheriffs im Sozialamt

■ Sicherheitsdienst sorgt in Bremerhaven für Recht und Ordnung

Sie tragen graue Hosen und blaue Jacken – und streifen durch das Bremerhavener Sozialamt: Zwei Mitarbeiter von „Kötter Security“ sind jetzt ganz frisch als neue Ordnungshüter im Einsatz – um einzuschreiten, wenn „Besucher pöbeln, handgreiflich werden, mit Kampfhunden aufmarschieren oder das Rauchverbot mißachten“, hieß es gestern bei der Projekt-Vorstellung in Bremerhaven.

Den neuen Modellversuch hatte der Bremerhavener Magistrat Anfang Mai verabschiedet – weil Sachbearbeiter über „Attacken“ von Sozialhilfe-Empfängern klagten, und zudem ein verhängtes Rauchverbot im Sozialamt samt Hunde-Anleinzwang „überhaupt nicht gefruchtet hatte“, erklärt Magistratssprecher Frank Moritz.

Die erste Zwischenbilanz nach zweiwöchiger Probezeit: Mehr Ruhe auf den Fluren und allein 30 erteilte Hausverbote. „Wer die Zigarette nicht ausmachte oder weiter trank, wurde aufgefordert, das Haus zu verlassen“, erklärt Amtsleiter Heinz Haushahn. Die Besucher folgten der Anweisung widerspruchslos. Extra ausgerastet sei keiner, erklärt Security-Prokurist Bernd Jürgens: Das Team setze schließlich voll auf Deeskalation.

Tatsächlich verweisen beide auf den Fluren ausgesprochen freundlich auf die Hausordnung und später ebenso höflich auf den Ausgang. Die Crew arbeite außerdem immer im Mann-Frau-gemischten Team: „Das senkt die Aggression.“ Im vergangenen Jahr zählte das Amt noch ganze 20 „massive Tätlichkeiten“ und 50 „verbale Attacken“. „Da schlug jemand plötzlich mit der Faust zu, als der Sachbearbeiter sagte: Fernseher kriegst Du laut Sozialhilfegesetz nicht“, so der Amtsleiter. Aber mit dem geschrumpften Sozialetat habe das nichts zu tun: Die Seestadt gewährt mittlerweile immerhin 20 Prozent weniger Geld für Kleidung und setzt zudem verstärkt auf Gebrauchtgeräte im Haushalt. Einsparvolumen: Satte 1,5 Millionen Mark.

„Wieso gebt Ihr jetzt für die so viel Geld aus“, sagen nun einige Sozialhilfe-Empfänger zu den Sheriffs – auch wenn viele froh sind, dadurch Ruhestörer eine Zeitlang los zu sein. Die Sheriffs kosten immerhin 6.000 Mark im Monat. Dazu kommt die 500.000 Mark teure Sanierung des schäbigen Sozialamts. „Wir wollten eben etwas für unsere Kunden tun, damit sie sich wohlfühlen“, erklärt der Amtsleiter – und durch die Renovierung auch mehr Ordnungssinn erreichen. Die Sicherheitscrew bleibe wegen des Geldes auch nur auf Zeit: Man hofft, daß „Erziehungseffekte“ bleiben (vgl. S. 18). kat

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