„Nachtschichten müssen her“

■ Dieter Hoeneß, Manager von Hertha BSC, appelliert an den Senat, die für das Europa-Cup-Spiel garantierten Sitze ins Olympiastadion einzubauen

taz: Seit Montag läßt der Berliner Senat die von der UEFA für Europa-Cup-Spiel aus Sicherheitsgründen geforderten Klappsitze ins Olympiastadion einbauen. Bis gestern waren erst 2.000 statt wie geplant über 7.000 Sitze eingebaut. Haben sie überhaupt noch die Hoffnung, daß bis zum ersten Champions-League-Spiel am 10. oder 11. August alle 36.000 Sitze eingebaut werden?

Dieter Hoeneß: Es gibt eine klare Zusage des Senats an die UEFA, daß 36.000 Sitze eingebaut werden. Wenn das allerdings so weitergeht, daß nach 16 Uhr kein Arbeiter mehr da ist, habe ich große Zweifel. Wir sind in ständigem Kontakt mit der Bauverwaltung, aber wir können die Sitze leider nicht selber einbauen.

Realistisch gesehen werden keine 36.000 Sitze zustande kommen...

...ich kann mir das durchaus noch vorstellen, wenn Nachtschichten eingelegt und die Wochenden genutzt werden. Und ich appeliere nochmals an den Senat, seine Garantien auch einzuhalten. Daß wir beunruhigt sind, steht außer Frage. Schon für den Ticketverkauf brauchen wir eine klare Bestätigung, welche Blöcke tatsächlich zur Verfügung stehen.

Wann werden Sie mit dem Vorverkauf beginnen können?

Das Stadion liegt in der Hoheit des Bausenats. So können wir diese Frage leider nur weitergeben. Auch wenn bereits erheblich Zeit vergeudet wurde, es sind noch 13 Tage. Auch das Argument, daß man auf technische Schwierigkeiten gestoßen sei, ist nur sehr schwer nachvollziehbar. Die Entscheidung über den Einbau ist bereits am 2. Juli gefallen. Man hatte drei Wochen Zeit, das zu prüfen.

Hertha BSC hat für die kommende Saison bereits über 20.000 Dauerkarten verkauft, die auch für die Champions-League-Spiele gelten. Können Sie diesen Leuten einen Platz garantieren?

Die Garantie werden wir geben können, weil wir für dieses Spiel eine Ausnahmegenehmigung der UEFA bekommen, 20 Prozent der alten Holzbänke zu benutzen. Das sind schon etwa 15.000 Plätze. Selbst bei dem schleppenden Einbautempo könnten die Dauerkartenbesitzer untergebracht werden.

Ein für den 6. August im Olympia-Stadion geplantes Freundschaftsspiel gegen Barcelona mußte bereits in das kleinere Jahn-Stadion verlegt werden. Gibt es für den Worst-Case-Fall ähnliche Überlegungen für die Champions-League-Spiele?

Es gibt im Moment keinen Worst-Case-Fall, weil wir gegenwärtig noch davon ausgehen müssen und dürfen, daß die geplante Kapazität erreicht wird.

Es gab Überlegungen mit den möglichen Gegnern für das erste Spiel -Bratislava oder Famagusta - das Heimrecht zu tauschen und somit das erste Spiel auf Ende August zu verlegen.

Da gibt es kaum Hoffnung. Wenn wir an Bratislavas Stelle wären, würden wir aus sportlichen und athmosphärischen Günden auch nicht tauschen wollen.

Eine geringe Kapazität würde auch einen Einnahmeverlust bedeuten. Wollen Sie Senat oder Baufirma in Regreß nehmen?

Man sollte nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Zunächst müssen wir uns mit dem Thema beschäftigen, daß die zugesagten Kapazitäten erfüllt werden. Für uns ist nicht das Wichtigste, daß wir irgendeine Entschädigung bekommen, sondern daß wir eine venünftige Zuschauerkulisse haben beim ersten Europa-Cup-Spiel seit zwanzig Jahren.

Interview: Gereon Asmuth