: Senioren-Chatten
■ Die Bremer Heimstiftung richtet „Internet-Treffs“ in ihren Senioren-Wohnheimen ein
Im Internet surfen, e-mails verschicken oder Textdokumente erstellen – das ist für die Senioren der Bremer Heimstiftung bald kein Problem mehr: Die Heimstiftung will im September in zwei Senioren-Wohnheimen sogenannte „Internet-Treffs“ einrichten. Für die über 400 Bewohner der Häuser „Luisenthal“ und „Riensberg“ sind bereits die ersten Internet-Zugänge eingerichtet, berichtete gestern die extra neu eingestellte Internet-Lehrerin Katharina Jahnke. Die ersten sechs Senioren belegen gerade einen einführenden Computerkurs.
Pate für das neue Internet-Modell standen Projekte aus den USA. Dort nämlich hatte ein Mitarbeiter der Heimstiftung beim Besuch eines Seniorenheims in den USA ähnliche Angebote entdeckt: Die Heimstiftung setzte die Idee jetzt um – und stellte insgesamt sechs ehemalige Bürocomputer in die zwei neuen „Internet“-Räume. Für die Verwaltung wurden kurzerhand neue Rechner angeschafft, die ohnehin schon bestellt waren.
Erste Reaktion der am Projekt interessierten zwischen 80 und 90 Jahre alten Senioren: Sie freuen sich, endlich zu verstehen, wovon so oft Kinder und Enkel erzählen. Schließlich ist das weltweite Netz für sie ein fast völlig unbekanntes Terrain. Das am meisten Bekannte: Die Möglichkeit des e-Mail-Verkehrs. Den würden auf Nachfrage gerne auch die meisten selber nutzen. Allerdings fehlt bislang das nötige Rüstzeug – und zwar von grundauf. Die erste Testgruppe, die noch bis Mitte August Grundzüge lernt, hat schon erste Erfahrungen gesammelt wie z.B. das Bedienen der Tastatur oder Computermaus. Das Lernen aller Bedienungsregeln sei ein gutes Gedächtnistraining, berichteten gestern die Kurs-Teilnehmer.
Ab Mitte September soll es in den Seniorenheimen verschiedene Kurse zum Computer im allgemeinen und zum Internet im speziellen geben. Dann will die Heimstiftung die „Internet-Treffs“ ganz unabhängig von den Kursen öffnen – allerdings immer mit Fachpersonal im Hintergrund. Wieviele der insgesamt rund 400 Senioren sich überhaupt für das neue Projekt begeistern werden, bleibt abzuwarten: Noch könne man nichts über das Interesse sagen, erklärte Computer-Lehrerin Jahnke.
Die Kosten für das Projekt fallen wohl nicht allzuhoch aus: Für die Verwaltung sollten ohnehin neue Computer angeschafft werden. Außerdem wolle man versuchen, noch EU-Gelder für das Projekt zu gewinnen. Neben der Computer-Lehrerin will die Heimstiftung zudem auf ehrenamtliche Helfer setzen.
Und damit sich die Kosten durch zuviel Internet-Surfen im Rahmen halten, denkt die Heimstiftung derzeit noch über mögliche Kostenübernahmen für die Nutzer der „Internet-Treffs“ nach. Umsonst „surfen“ werden die Bewohner also wohl nicht können. Die restlichen 2.100 Bewohner in den übrigen 15 Heimstiftungs-Häusern allerdings haben noch gar keine „Internet-Treffs“ – sie müssen sich noch etwas gedulden. Pätzi
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen