Fast-Food-Tarif bei McDonald's

Gewerkschaft beklagt: Betriebsräte im Unternehmen werden unter Druck gesetzt und Ansprüche von ArbeitnehmerInnen ignoriert  ■ Von Peter Ahrens

McDonald's ist einfach gut – aber nicht zu seinen Beschäftigten. Der 2. Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung Genuss und Gaststätten (NGG) in Hamburg, Reiner Wittorf, bringt es auf eine Formel: „Schwere Arbeit, gute Leistung, wenig Geld“. Die Liste der Sünden, welche die Gewerkschaft der Fast-Food-Kette vorwerfen, ist lang: Betriebsräte werden unter Druck gesetzt, Löhne gedrückt und ArbeitnehmerInnen-Rechte ignoriert. Die Aktionswoche der NGG, die gestern vorgestellt wurde und noch bis Samstag dauert, will das anprangern.

Nur 50 von 1000 McDonald's-Filialen in Deutschland, in denen insgesamt 50.000 Leute arbeiten, haben überhaupt Betriebsräte, und jede Neugründung ist nur gegen den erklärten Widerstand des Unternehmens durchzudrücken, sagt die Gewerkschaft. Sie hat über 30 Fälle aufgelistet, in denen das Unternehmen versucht hat, die Gründung von Betriebsräten zu verhindern, missliebigen Betriebsratsmitgliedern zu kündigen oder sie mit Abfindungen herauszukaufen.

Wobei die Situation in Hamburg selbst ein bisschen entspannter ist als in anderen Städten. „Hier kann man auch vor Ort im Gespräch mal etwas regeln“, sagt Anja Weber, die sich bei der NGG um McDonald's kümmert. Was auch am etwas höheren gewerkschaftlichen Organisationsgrad im Vergleich zum Rest der Republik liegt. Von den 1500 Hamburger Beschäftigten sind etwas über hundert in der Gewerkschaft. Grundsätzlich jedoch ist McDonald's „der in der Branche, bei dem es die meisten Verstöße gegen Arbeitnehmerrechte gibt“, sagt Wittorf.

Und weil das Unternehmen auch der Marktführer ist, befürchtet die Gewerkschaft, daß die anderen in der sogenannten Systemgastronomie – von Nordsee über Burger King bis Pizza Hut – nachziehen. „Größe setzt Standards“, macht Wittorf deutlich.

Was die Gewerkschaftsarbeit bei McDonald's so schwierig macht: Ein Großteil der Beschäftigten kommt nicht aus der Europäischen Union, sondern aus Osteuropa, Asien oder Afrika und ist deswegen auf eine Arbeitserlaubnis des Arbeitsamtes angewiesen. „Wer die braucht, um überhaupt arbeiten zu dürfen, tritt natürlich auch zurückhaltender bei Forderungen auf“, weiß Weber. Dazu kommt: Die Fluktuation ist enorm groß, die MitarbeiterInnen gerade im Niedriglohnbereich kommen und gehen. Alles zusammen führt zu einem „Klima der Anpassung“.

Aus diesem will die Gewerkschaft die Beschäftigten nun herausreißen. Mit Flugblättern und Infomaterial sucht sie die McDonald's-Filialen auf. Anja Weber sagt: „Viele, die bei McDonald's arbeiten, wissen gar nicht, dass es eine Gewerkschaft gibt.“

Weiterer Bericht Seite 1