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Den Bäumen geht das Wasser aus

Die zuständigen Grünflächenämter kommen bei der Hitze mit dem Gießen kaum nach. Wasserbetriebe wollen helfen. Auch der Normalbürger soll nun Eimer schleppen  ■ Von Richard Rother

Wenn es heiß ist, haben alle Durst: die einen trinken Berliner Weiße, andere geben sich mit Wasser zufrieden. Bäume zum Beispiel. Nur viel muss es sein: Bis zu 400 Liter Wasser braucht so ein Straßenbaum täglich im Hochsommer. Ein Glück, dass die Berliner Wasserbetriebe ein Einsehen mit den grünen Kreaturen haben. Immerhin fünf Entstörungswagen sind seit gestern fast rund um die Uhr im Einsatz, die Straßenbäume in der Innenstadt zu wässern. Im Falle eines Falles würden die Wagen sofort ihren Gieß-Einsatz beenden und zum Ort des Geschehens eilen, versicherte ein Unternehmenssprecher.

Allerdings: Die schöne Image-Aktion des kürzlich privatisierten Unternehmens dürfte nicht viel mehr sein als der berühmte Tropfen auf den heißen Boden. „Die zuständigen Grünflächenämter der Bezirke kommen mit dem Wässern nicht nach“, kritisiert die Baumbeauftragte vom Berliner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hildegard Niedereher. Grund: „Wenn denen die Mittel gekürzt werden, können sie eben ihre Aufgaben nicht richtig erfüllen.“

Das Ganze ist nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein finanzielles Problem. Immerhin kostet ein frisch gepflanzter Baum „mindestens 1.500 Mark“, so Niedereher. Rund 20.000 Straßenbäume wurden nach Angaben der Senatsumweltverwaltung in den vergangen drei Jahren gepflanzt. Jungbäume sind besonders gefährdet zu vertrocknen. Sie verfügen aufgrund der kurzen Standzeit nur über ein schwach ausgebildetes Wurzelsystem. Außerdem speichern die Berliner Sandböden nur wenig Wasser.

Den Bäumchen macht natürlich nicht nur die Hitze zu schaffen. Die Belastung durch die Luftverschmutzung „ist enorm“, sagt Niedereher. Rücksichtslos parkende Autos und die unsachgemäße Lagerung von Baumaterialien schädigten die Baumrinde. Und: „Hunde-Urin ist sehr schlimm.“ Durchschnittlich 0,7 Liter Urin muß so ein Baum täglich verkraften. Folge: Die Wurzeln werden „regelrecht verätzt“, so Niedereher. Da hilft nur gießen. Gut gewässerte Bäume seien weniger anfällig als trockene, so Niedereher.

Mit dem Wässern kommt auch das Günflächenamt Friedrichshain nicht ganz klar. „Unsere Leute sind Tag und Nacht im Einsatz, aber wir haben nur eine begrenzte Zahl von Mitarbeitern“, sagt eine Angestellte. Die Konsequenz: der Appell an die Berliner, selber Eimer zu schleppen. Was in Berlin noch funktionieren könnte, ist in Brandenburg allerdings hoffnungslos. Zu viele Bäume im Wald. Kein Wunder, dass die Waldbrandgefahr täglich steigt.

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