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Geht die Welt unter?

■ Der Himmel soll uns zur Sonnenfinsternis nicht auf den Kopf fallen – sagen die Astrologen / Ein gutes Geburtshoroskop hat die Sofi allerdings nicht (vgl. S. 25)

Den Weltuntergang wird es nicht geben. Den dritten Weltkrieg auch nicht. Und das trotz Sonnenfinsternis. Da ist sich Beatrix Braukmüller sicher. Zwar gilt seit Nostradamus die sichere Apokalypse im Jahr 1999. Die geprüfte Astrologin vom Deutschen Astrologenverband in Bremen kann aber Entwarnung geben: „Von solchen Neumond-Eklipsen hängt nicht das Schicksal der Welt ab.“

Allzu gut meinen die Sterne es aber dennoch nicht am 11. August. Das Geburtshoroskop, urteilt Braukmüller, berge einiges an Unruhe und Spannungen. Das große Kreuz am Himmel aus Sonne/Mond, Uranus, Mars und Saturn verheiße nichts Gutes – Nostradamus nannte die Planetenkonstellation „Schreckensherrscher“. „Besonders ältere Astrologen sahen in der Opposition von Kriegsgott Mars und Uranus, dem Revolutionär, den dritten Weltkrieg“, erzählt Braukmüller, die von solchen Horror-Prognosen ganz schön geschockt war.

Naturkatastrophen, Atomunfälle, Kriegerische Auseinandersetzung – all das ließe sich aus dieser Sternenkonstellation herausdeuten. „Aber das“, sagt Braukmüller, „gibt es eigentlich immer.“ Nicht nur zur Sonnenfinsternis. Astronomisch hätten die Gestirne absolut keine Auswirkungen, versichert Braukmüller, die nebenberuflich im Astrologie-Zentrum Bremen arbeitet. Das mit der Katastrophen-Theorie sei einfach „Blödsinn“. Und: „Toi, toi, toi. Zum Glück ist noch nie alles eingetreten.“

Zur Rechtfertigung verweist die Horoskop-Spezialistin in die Vergangenheit: Zwei Sonnenfinsternisse mit gleicher Planetenkonstellation hat es schon gegeben. Im August 910. Und was war da? „Gar nix. Kreuzzüge wahrscheinlich“, sagt Braukmüller. Die Welt gibt es trotzdem noch. Im Februar 1962 gab es in den USA noch so eine Finsternis. Neun Monate später war die Kuba-Krise. Aber ob das an der Sonnenfinsternis lag?

Wenn Braukmüller in die Zukunft orakeln soll, glaubt sie Umbruchbewegung in den Sternen zu sehen. „Es sterben vielleicht unsere kleinen Welten, aber nicht die Welt“. Braukmüller hofft auf neue Gesellschaftsformen, das vielbesungene Zeitalter des Wassermanns. Doch das passiert „nicht alles gleich am 11. August.“

Was genau an Spannungen und Energie am 11. August zu erwarten ist, das haben Braukmüllers Schüler jetzt schon mal erkundet: Schließlich waren einige der zukünftigen Astrologen ganz schön verunsichert, erzählt Braukmüller. Die wollten wissen, „was da auf sie zu kommt“. Diejenigen, die im August Geburtstag hätten, „betrifft das natürlich ganz besonders“.

In einem „Astro-Drama“ haben Braukmüllers Studenten jetzt schon mal die Sonnenfinsternis gespielt. Jeder der zwölf Teilnehmer hat einen Planeten gespielt, um „die Energie der Planteten zu spüren“. Auch für Braukmüller war das das erste Mal. „Aber es hat gewirkt“, erzählt sie begeistert: Die Spannungen der Planeten im Horoskop wären den Teilnehmern förmlich ins Gesicht geschrieben.

Am Ende seien aber alle „sehr fröhlich gegangen“. Zwei wollen jetzt nach Süddeutschland fahren und die totale Sonnenfinsternis live erleben. Beatrix Braukmüller selbst bleibt in Bremen. Sie will aber ihre Mittagspause auf die Dunkelphase abstimmen.

Mit dem Guten warten Astrologen gern bis zum Schluss – so auch bei der Auswertung der Sonnenfinsternis-Konstellation: Venus und Glücksplanet Jupiter geben den Schreckensherrschern nämlich ganz schön Paroli, erzählt Braukmüller: „Da kommen wir noch einmal mit einem ,blauem Auge' davon“. pipe

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