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Der Frieden kommt mit Macht

■  Arafat beugt sich den israelischen Plänen zur Umsetzung des Wye-Abkommens. Der Zeitplan bleibt dennoch vage. In Gaza verhaftet Arafats Polizei drei Hamas-Führer

Gaza/Jerusalem (dpa/AFP/taz) – Palästinenser-Präsident Jassir Arafat hat am Sonntag überraschend den Vorschlag des israelischen Regierungschefs Ehud Barak angenommen, mit der Umsetzung des Wye-Abkommens schrittweise im September zu beginnen. „Wir begrüßen das und sind damit einverstanden, dass die Umsetzung sehr bald beginnt“, sagte Arafat auf einer Pressekonferenz mit dem Staatsoberhaupt von Katar. Ursprünglich hatte Arafat gefordert, den Vertrag sofort umzusetzen. Erst am Samstag hatte das palästinensische Kabinett einen solchen Beschluss bekräftigt. Wegen der Meinungsverschiedenheiten um den Vertrag verschob US-Außenministerin Madeleine Albright nach Darstellung israelischer Medien vom Sonntag ihre geplante Nahostreise. Ob Barak morgen mit Arafat am Grenzort Erez zusammentreffen wird, blieb gestern unklar.

Nach Baraks Vorstellungen soll der Wye-Vertrag, den sein Vorgänger Netanjahu im Oktober 1998 unterzeichnet hatte, vom 1. September an verwirklicht werden. Der vereinbarte weitere Truppenabzug aus insgesamt 13,1 Prozent des besetzten Westjordanlandes soll allerdings erst am 1. Oktober beginnen. Der erste Teilrückzug von 2 Prozent war bereits von Netanjahu vollzogen worden. In der zweiten Phase soll Israel 5, in der dritten 6 Prozent des Westjordanlandes räumen. Diese letzte Phase will Barak auf das nächste Jahr verschieben. Der Vertrag sieht auch die Freilassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen vor.

In einem Interview am Wochenende nannte Barak einen Zeitrahmen von vier Jahren für eine umfassende Lösung des Nahost-Konfliktes. Kurz nach seinem Amtsantritt hatte er von 15 Monaten gesprochen. Dazu gehöre auch ein Frieden mit Syrien. „Wenn ich mit Syriens Präsident Hafis al-Assad allein in einem Zimmer sitze, werde ich mich sicher mit ihm einigen können“, sagte Barak. Dabei geht es um die Rückgabe der Golan-Höhen, die Israel 1967 von Syrien erobert hat. Die syrische Regierungszeitung Al-Thawra erklärte indes, die Araber warteten nach wie vor darauf, „dass Barak seinen politischen Ankündigungen Taten folgen lässt“.

Die palästinensische Polizei nahm am Samstag drei führende Hamas-Vertreter fest, nachdem diese sich zu dem Feuerüberfall auf zwei Siedler in Hebron am Dienstag bekannt und weitere Aktionen angekündigt hatten. Bei den Festgenommenen handelte es sich um Abu Schanab, Abdelasis Rantisi und Ahmed Nimr Hamdan. Israel hob am Sonntag die nach dem Anschlag verhängte Absperrung der Altstadt Hebrons auf. gb

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