: Betr.: Fotos von Gerrit Engel über Berlin-Marzahn
Die Nachrichten aus Marzahn sind gewöhnlich nicht so doll. Viel Gewalt rechter Jugendlicher gibt es in der Ende der 70er Jahre aus dem Boden gestampften Stadtrandsiedlung. Und das, obwohl man immer wieder liest, die soziale Mischung der 160.000 Einwohner in Einkomen und Bildung sei ausgewogen. Trotzdem, Marzahns Einwohnerzahl, wie die von ganz Berlin, ist im Schwinden begriffen. 0,8 Prozent Rückgang sind es für Berlin, stolze 2,7 Prozent aber für Marzahn. In den Bildern des Münchener Fotografen und Architekten Gerrit Engel sieht das Plattenbauprojekt nicht unbedingt nach Weglaufen aus. Vielmehr scheint in seinen Tableaus und den wohl erwogenen Detailansichten der kühl-rationale Schönheitsbegriff der Moderne noch einmal auf, nach dessen Vorgaben die Stadt der Zukunft einmal geplant worden war. Auch in seinen Porträts sympathisiert Gerrit Engels mit den Einwohnern der Wohnsiedlung. Man möchte nicht glauben, dass seine Fotos Abschiedsbilder sein könnten, so, wie er sie schon einmal von den Getreidesilos in Buffalo N. Y. gemacht hat.
Gerrit Engel: „Marzahn“. Buchhandlung Walter König, 1999, 132 S., 127 Farbfotos, 78 Mark
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