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Papst darf nicht nach Hongkong

Bischof: Peking will Johannes Paul II. nicht in die Sonderzone lassen, weil der Vatikan Taiwan anerkennt. Sorgen um Autonomie der chinesischen Sonderzone  ■   Von Sven Hansen

Berlin (taz) – China verbietet dem Papst einen Besuch der Sonderzone Hongkong. Grund seien die diplomatischen Beziehungen des Vatikans zu Taiwan. Dies bestätigte gestern Hongkongs Bischof Joseph Zen Ze-kiu. „China sagt, der Vatikan hat Beziehungen mit Taiwan und nicht mit uns. Deshalb ist ein solcher Besuch unpassend“, so der Bischof. Die chinesische Regierung wollte diese Interpretation nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. „Die Fragen bezüglich eines Besuches des Papstes in Hongkong sind vergleichsweise kompliziert. Darüber ist sich auch der Vatikan im Klaren“, hieß es aus dem Außenministerium in Peking.

China spielt damit auf die Doppelrolle des Papstes als religiöser Führer der Katholiken und als politisches Staatsoberhaupt des Vatikans an. Die in Hongkong ansässige katholische Nachrichtenagentur UCAN zitierte bereits am 7. Juli einen Sprecher des chinesischen Außenministeriums, der die Beziehungen mit Taiwan als Grund der erst jetzt Schlagzeilen machenden Absage bestätigt hatte. Zwei Tage später bezeichnete Taiwans Präsident Lee Ten-hui die Beziehungen zwischen der Insel und China als die zwischen zwei Staaten und löste damit die jüngste Taiwan-Krise aus.

Der Vatikan wollte sich gestern nicht zu der Affäre äußern. Bis zwei Monate vor einer Papstreise gebe es grundsätzlich keine Auskünfte, erklärte ein Sprecher.

Peking betrachtet Taiwan als Teil Chinas. Die Ex-Kolonie Hongkong genießt seit der Rückgabe an China 1997 Selbstverwaltung und Autonomie. Diese gelten jedoch nicht für die Außen- und Verteidigungspolitik. Während Religion zur Innenpolitik gehört, berührt die Doppelrolle des Papstes die Außenpolitik. Pekings Entscheidung ist damit auch Indikator für das Ausmaß der Autonomie. „Die Religionsfreiheit blüht hier zwar noch, aber der Vorfall zeigt, daß sie Grenzen hat“, kommentierte gestern Hongkongs South China Morning Post.

Papst Johannes Paul II. wollte auf einer Asien-Tour im November Hongkong besuchen. Fünf Prozent der Bevölkerung der Stadt – 250.000 ethnische Chinesen und 120.000 philippinische Gastarbeiter – sind katholisch. Es wäre nach 1970 der zweite Besuch eines Papstes in Hongkong gewesen.

Peking bricht zu allen Staaten die Beziehungen ab, die Taiwan anerkennen. Das Verhältnis zwischen dem Vatikan und China ist auch aus religiösen Gründen gespannt. Peking erlaubt den katholischen Glauben nur in der „patriotischen“ Kirche, die den Papst nicht anerkennt. Papsttreue Katholiken agieren nur im Untergrund.

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